Burkina Faso: Die Menschen sehnen sich nach Frieden  

      

In Burkina Faso hatte 2014 mit der Vertreibung des Langzeitherrschers Blaise Compaoré ein Demokratisierungsprozess begonnen, der im November 2015 zu den ersten freien Wahlen seit dem Putsch von 1987 führte. Als danach der ehemalige Parteikollege, später aber Gegner Compaores, R. M. C. Kaboré das Präsidentenamt antrat, war die Hoffnung im Land groß, dass die Bevölkerung nun endlich einen Weg aus der Armut und das Land zu mehr Stabilität finden würde.

Doch es kam anders. Seit 2016 verschlechtert sich die Sicherheitslage stetig, die Anzahl der Todesopfer hat sich von 80 im Jahr 2016 auf 1.800 in 2019 vervielfacht. Neben den bekannteren islamistischen Terrorgruppen wie Boko Haram, Ansar Dine, Al-Quaida im islamischen Maghreb (AQIM) und dem islamischen Staat in der größeren Sahara (ISGS) gibt es noch viele weitere Gruppierungen wie JNIM, Al-Mourabitoun, die Befreiungsfront Macina, Ansaroul Islam, ISGS und ISWAP, die teilweise kooperieren, sich bekämpfen oder einander einfach gewähren lassen. Hinzu kommen burkinische und internationale Militärs, die in verschiedenen offiziellen Missionen bisher vergeblich gegen das Zerbrechen der Sicherheit ankämpfen. Insgesamt gehen die Vereinten Nationen im April 2020 von 848.329 internen Vertriebenen aus. Ein Jahr zuvor waren es noch nur 161.217. Im April 2018 waren es erst 13.156. Der Trend ist erschütternd.


Schaffen Militäreinsätze im Sahel Frieden?

Deutschland reagiert auf die aktuellen Entwicklungen im Sahel mit einer Ausweitung seines militärischen Engagements. Voraussichtlich wird das Kontingent für den EU-Ausbildungseinsatz EUTM auf 450 erhöht und dessen Mandat neben Mali nun auf andere Staaten der Region, so auch Burkina Faso, ausgeweitet. Dies obgleich die Effektivität der militärischen Aktivitäten westlicher Länder in der Sahelzone bisher nicht nachgewiesen werden kann. Die ASW glaubt wie viele andere Partner im Netzwerk Fokus Sahel, dass ziviles Engagement in der Region weitaus sinnvoller ist. Daher sind wir nach Gesprächen in 2019 eine Partnerschaft mit der NRO Cercle.Dev für ein Projekt der zivilen Friedensförderung eingegangen. Cercle.Dev arbeitet in der stark betroffenen Grenzregion zu Niger im Nordosten des Landes und bringt jeweils alle Teile einer Dorfgemeinschaft an einen Tisch um gemeinsame Strategien zur Radikalisierungsprävention und für Zusammenhalt zu entwickeln.

 

Gold und Baumwolle machen nur wenige reich

Burkina Faso zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl es beispielsweise große Goldvorkommen hat. Der internationale Goldpreis erlebt durch die Corona-bedingte Unsicherheit auf den globalen Finanzmärkten gerade einen Höhenflug. Davon könnte das Land profitieren. Doch der Großteil des Edelmetalls wird von internationalen Unternehmen abgebaut und bei den traditionellen Goldsucher*innen und in der Staatskasse des Landes kommt meist wenig an.

Ein weiteres wichtiges Exportgut des Landes ist Baumwolle. Durch ein ausgeklügeltes System sind Kleinbäuer*innen gezwungen ihr Saatgut und ihren Dünger beim gleichen Anbieter zu kaufen, der ihnen nach der Ernte die Baumwolle auch wieder abkauft; allerdings zu diktierten Preisen. Das Unternehmen namens Sofitex und das skizzierte System sind Überbleibsel aus der Kolonialzeit und auch heute noch zu einem Großteil in französischer Hand. Unser Partner ODJ vernetzt sowohl Baumwollbäuer*innen als auch traditionelle Goldsucher*innen und hilft ihnen dabei klare Forderungen an die Politik zu stellen und diese soweit möglich auch auf zivilem Wege durchzusetzen.

Aktuell muss Burkina Faso wie auch der Rest der Welt gegen die schnelle Ausbreitung von Covid19 kämpfen und Erkrankten so gut es geht helfen. Hierfür stehen laut der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) allerdings nur zwölf Intensivbetten für 20 Millionen Einwohner*innen bereit. Dazu kommt, dass mit Corona-bedingten Beschränkungen großen Teilen der Bevölkerung die Einkommensquelle genommen wurde. In dieser Situation sind vor allem junge Männer anfälliger für die Versprechen von Terrorgruppen.

Zusammengefasst steht dem Land ein herausforderndes Jahr 2020 bevor, das wohl auch für den amtierenden Präsidenten eine schwere Prüfung werden wird, denn im November möchte er sich an den Urnen behaupten.

Von Klemens Thaler