Pestizide in der indischen Baumwollproduktion

28.02.2009 · 00:00 Uhr

Neuer Film von Inge Altemeier am 23. März auf NDR3

 

Alle acht Stunden bringt sich in einer indischen Agrarprovinz ein Bauer um, weil er nicht weiß, wie er seinen Schuldenberg abbauen soll. Er ist einer von den geschätzten 180.000 Kleinproduzenten vorwiegend im Baumwollsektor, die seit 1997 an den Versprechen der Intensivlandwirtschaft zugrunde gegangen sind.

Den Bauern wurden hohe Erträge in Aussicht gestellt, wenn sie auf den Anbau hochgezüchteter Baumwollsorten umstellten. Das Problem dabei: die neuen Sorten sind empfindlich gegen Insektenfraß und benötigen große Mengen an Pflanzenschutzmitteln. Die Anschaffung dieser Inputs trieb die Kleinbauern in die Verschuldungsfalle und in bleibende Abhängigkeit von lokalen Produkthändlern, die für die multinationalen Agrar- und Chemiekonzerne Saatgut und Pestizide verkaufen. Bauern, die die gentechnisch veränderte BT-Baumwolle anbauen, haben das gleiche Problem wie die Pflanzer von Hybridsorten: sie geben im besten Fall etwas weniger Geld für Pestizide*, dafür aber umso mehr für die Anschaffung des extrem teuren Saatguts aus.

Mit genau dieser Thematik beschäftigt sich die indische Partnerorganisation der ASW, das CWS (Centre for World Solidarity) schon seit über zehn Jahren. Ihre Initiative „Pestizidfreier Anbau“ bietet den Bauern einen dauerhaften Weg aus der Verschuldung hin zu einer unabhängigen und nachhaltigen Landwirtschaft.

 

In Zusammenarbeit mit dem CWS ist auch vor einigen Jahren der Film „100% Baumwolle-Made in India“ von Inge Altemeier und Reinhard Hornung entstanden. Er schildert das Schicksal eines verschuldeten indischen Baumwollbauern, verfolgt den Weg der giftigen Pestizide von der Vermarktung bis zum fertigen T-Shirt und zeigt mögliche Alternativen auf.

 

Altemeier stellt nun am 23.März um 23:00 ihren neuen Film „Das Gift kommt zurück“ im NDR3 vor. Die Problematik ihrer ersten Reportage hebt sie diesmal auf eine globalere Ebene, indem sie die Auswirkungen von Pestiziden in mehreren Ländern, unter anderem in Deutschland, darstellt.

 

* Studien belegen, dass die BT-Baumwolle, die auf eine Resistenz gegen den Baumwollkapselbohrer gezüchtet wurde, nach drei Monaten ihre Widerstandskraft verliert. Auch ist ihre die Anfälligkeit gegen andere Schädlinge sehr groß. Unter dem Strich haben daher auch die Pflanzer von BT-Baumwolle hohe Ausgaben für Pestizide. Siehe hierzu aktuellen Beitrag in der WOZ