Das wirtschaftlich starke Nigeria hat am 7. Juli 2019 nach langem Ringen seine Unterschrift unter ein Abkommen der Afrikanischen Union (AU) zu einer Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) gesetzt. Damit ist der Grundstein für die größte Freihandelszone der Welt mit einem Markt von 1,2 Milliarden Menschen gelegt. Die AU erwartet davon einen Zuwachs des innerafrikanischen Handels um 60% bereits bis 2022. Noch vor einem Jahr, als in Kigali auf einem AU-Sondergipfel 44 afrikanische Staaten eine erste Vereinbarung zur CFTA unterzeichnet hatten, gehörte Nigeria zu den Zauderern und hatte zahlreiche Unfertigkeiten in dem Abkommen moniert. Diese Bedenken konnten jetzt scheinbar ausgeräumt werden.
Nun steht die Ratifizierung des Abkommens in allen Unterzeichnerländern an und die Inhalte des Vertrags müssen in die Tat umgesetzt werden, sodass die Erleichterungen für Handeltreibende und die wirtschaftliche Entwicklung spürbar werden. Eine Herausforderung dabei wird vorerst bleiben, der Korruption an den Grenzen Einhalt zu gebieten.
Die Bedenken von Boubacar Diop und Klemens Thaler im Einzelnen:
1)Wie wirksam ist der abgeschlossene Vertrag vor dem Hintergrund, dass kaum von „der afrikanischen Wirtschaft“ gesprochen werden kann? In den meisten afrikanischen Ländern befinden sich strategische Sektoren in den Händen multinationaler Unternehmen.
2)Es gibt viele Vorbedingungen, die übersprungen wurden. Um mit dem Handel zu beginnen, müssen die Wirtschaften des Kontinents zuerst produzieren. Die meisten afrikanischen Länder importieren hauptsächlich aus Europa. Nur wenige von ihnen verfügen über die Produktionskapazität, um den afrikanischen Markt zu bedienen. Der inter-afrikanische Handel macht nur 16% des Handels auf dem Kontinent aus.
Das andere Hindernis ist die inter-afrikanische Verkehrsinfrastruktur, die für den Handel sehr wichtig ist. In diesem Bereich sind die afrikanischen Länder sehr schlecht vernetzt.
3)Wir können nicht über den Handel sprechen, ohne Fragen der Währung mitzudenken. Dies stellt ein Problem dar, da die meisten afrikanischen Länder keine Währungssouveränität haben. Zum Beispiel die Länder in der CFA-Zone, die von Vorgaben aus Frankreich abhängig sind.
Darüber hinaus sind ein kenianischer und ein togolesischer Händler immer verpflichtet, ihre Geschäfte in Dollar abzuwickeln.
Die Freihandelszone ist der erste Schritt zur wirtschaftlichen Integration. Die Zollunion und der gemeinsame Markt müssen folgen. Grundsätzlich ist zu fragen inwieweit wirtschaftliche Integration ohne politische Integration möglich ist.
Von Boubacar Diop und Klemens Thaler