Die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer beschäftigen auch ASW-Partner

17.06.2015 · 16:53 Uhr

Die Menschen in Afrika sind von den jüngsten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer schwer erschüttert. Zum Teil sind es eigene Verwandte und Freunde, die auf diesen gefährlichen Reisen in eine vermeintlich bessere Zukunft ihre Leben lassen. In der europäischen Debatte sind Stimmen aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge allerdings selten zu hören. Wir haben daher VertreterInnen unserer afrikanischen Partnerorganisationen gebeten, uns ihre Sicht der Dinge zu mailen.
“Europas Handelspolitik und seine Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) mit unseren Ländern tragen zur Unterentwicklung unserer Ökonomien bei“, ist Aziza Abemba von Women’s Self-Promotion Movement (WSPM) in Simbabwe überzeugt. Denn die Abkommen mit der EU öffnen die afrikanischen Märkte für europäische Produkte und schwächen dadurch lokale Kleinproduzenten. „Außerdem spielen die wirtschaftlichen Interessen des Nordens auch eine Rolle bei der Entstehung von Kriegen auf unserem Kontinent.“

Mamadou Ndiaye von der Organisation Intermondes in Senegal teilt diese Sicht, richtet seine Kritik aber auch auf die Regierungen des Kontinents: „Zusätzlich zur Plünderung der Ressourcen des Globalen Südens durch den Norden kommt das Fehlen einer kohärenten staatlichen Politik in den meisten afrikanischen Ländern“, beschreibt unser Partner die Situation.

Dass sich trotz schwieriger Lebensumstände in vielen Ländern Afrikas nur wenige Menschen auf den Weg nach Europa machen, findet Anyway Mutetwa von unserer Partnerorganisation Envision in Simbabwe erwähnenswert. Wenn Menschen fliehen, dann meistens in die Nachbarländer. Das gilt auch für die Menschen aus ihrem Land. „Simbabwer, die zu Hause keine Perspektive mehr sehen, zieht es meist in das wirtschaftlich und politisch stabilere Südafrika oder nach Botswana und Namibia. Simbabwe ist zudem Transitland für Flüchtlinge aus dem nördlichen und östlichen Afrika nach Südafrika.“ Für manche ist Simbabwe aber auch Zielland: Aziza Abemba von WSPM floh selbst aus dem Kongo und hat sich in Simbabwe unter schwierigen Bedingungen eine neue Heimat geschaffen.
<link>ASW-Position Fluchtursachen