Kürzlich kursierte in den digitalen Netzwerken unserer Partner ein Video über einen Flugzeugeinsatz mit Pestiziden, ganz in der Nähe einer indigenen Siedlung. Es zeigt deutlich, wie die im Dorf spielenden Kinder vor dem Giftregen in ihre Häuser fliehen. Erst letztes Jahr musste eine ganze Schule evakuiert werden, weil der Giftregen aus dem Flugzeug Atemnot bei den Schulkindern auslöste.
Mitte Juli hat sich eine Sonderkommission der Abgeordnetenkammer mit 18 zu 9 Stimmen für eine Lockerung der Vorschriften für die Kontrolle von Pestiziden in Brasilien ausgesprochen. Der Gesetzesvorschlag „PL 6.299 / 2002“, auch bekannt als "Giftpaket", liegt damit zur Abstimmung im Parlament bereit. Befürworter des Projekts weisen auf die vermeintliche Notwendigkeit hin, die brasilianische Gesetzgebung zu „modernisieren“ und damit international aufzuschließen.
Doch eine Modernisierung bräuchte Brasilien ganz woanders, nämlich bei den Risikobewertungen. Krebserregende und fötale Fehlbildungen verursachende Pestizide werden ohne Schutzvorkehrungen ausgebracht und es fehlt jegliche Überwachung der Auswirkungen. Studien zur Belastung des Wassers wurden vom brasilianischen Gesundheitsministerium zuletzt 2014 durchgeführt. Und das auch nur in 13 Prozent der Gemeinden.
Nun soll das „Giftpaket“ auch noch die Möglichkeiten erweitern, in Europa und USA bereits verbotene Pestizide einzuführen und ungeprüft neue chemische Produkte zuzulassen. Und die Entscheidung darüber soll beim Industrie-freundlichen Landwirtschaftsministerium liegen. Selbst Spezialisten der UNO kritisieren die Gesetzesänderung heftig. Die organisierte Zivilgesellschaft – darunter die Mehrzahl unserer Partner - wehrt sich seit Jahren mit der Kampagne Contraosagrotoxicos gegen Ackergifte. Wir unterstützen sie dabei.
<link http: contraosagrotoxicos.org>contraosagrotoxicos.org