Frauen in Indien: Was haben Aktionen gegen Gewalt bewegt?

18.02.2014 · 13:16 Uhr

Die zahlreichen brutalen Vergewaltigungen im vergangenen Jahr haben die indische Öffentlichkeit alarmiert. Menschen gehen zu Zehntausenden auf die Straßen und drücken damit ihre Wut gegen die unmenschliche Situation von Frauen in Indien aus. Die Arbeit gut vernetzter Frauengruppen an der Basis hat für diesen Protest den Boden bereitet. Frauennetzwerke haben über die Jahre eine Vielzahl von erfolgreichen Kampagnen durchgeführt und z.B. dazu beigetragen, dass Indien seit 2005 über ein Gesetz zum Schutz der Frauen vor häuslicher Gewalt (Domestic Violence Act) verfügt.

Im zurückliegenden Jahr haben Frauenorganisationen einige rechtliche Verbesserungen für die Frauen erkämpft. ASW-Partnerinnen vom Centre for World Solidarity, CWS, waren zusammen mit anderen NGO-VertreterInnen und JuristInnen Anfang 2013 an einer Kommission beteiligt, die Vorschläge zur Überarbeitung des Strafgesetzbuches erarbeitete. Auftraggeberin war die Regierung und konkret ging es um jene Artikel, in denen die Bestrafung von Sexualverbrechen behandelt wird.

Sucharita, Frauenrechtskoordinatorin beim CWS, setzte sich im Vorschlagskomitee für eine deutliche Verschärfung des Strafgesetzes ein – sprach sich aber vehement gegen die Todesstrafe aus: „Wir müssen aus dem Kreislauf der Gewalt herauskommen. Das geht nicht, wenn die Strafe so brutal wie das Verbrechen ist.“

Die Kommission hat einiges erreicht: Seit 2013 hat der Gesetzgeber die Definition von Vergewaltigung auf jegliche Form der gewaltsamen Penetration des weiblichen Körpers ausgeweitet. Auch der Strafrahmen bei Vergewaltigung wurde von 7 Jahren auf lebenslängliche Freiheitsstrafe ausgeweitet. Die AktivistInnen sehen das als kleinen Erfolg. Obwohl sich die Kommission klar gegen die Todesstrafe ausgesprochen hat, bleibt diese als „letztes Mittel“ vorgesehen. Gänzlich unzufrieden sind die Partnerinnen damit, dass das überarbeitete Strafgesetz Vergewaltigung innerhalb der Ehe noch immer als gesonderten Umstand ausklammert. „Viele Menschen sehen sexuelle Übergriffe innerhalb der Ehe immer noch nicht als Verbrechen an,“ beklagt Sucharita. „Das macht unsere Arbeit schwierig.“