Hungerbekämpfung über Grüne Innovationszentren – Das Wissen von Kleinbäuerinnen wird vom BMZ nicht ausreichend gewürdigt

25.03.2015 · 16:10 Uhr

Die Bundesregierung will ihre Präsidentschaft in der G7 auch nutzen, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Aber tut sie das mit den geeigneten Methoden? Die aktuell von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller vorgestellte Initiative „Eine Welt ohne Hunger“ enthält gute Ansätze, setzt aber im Wesentlichen auf altbekannte Instrumentarien.

Müllers Ministerium will die jährlichen Ausgaben in den Bereichen ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung von 1 auf 1,4 Milliarden Euro  aufstocken – einen wichtigen Schwerpunkt bildet dabei der Aufbau „Grüner Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“. Ein zweifelhafter Ansatz, denn der Entwicklungsminister räumt hier der Privatwirtschaft eine zu große Rolle ein: In Zusammenarbeit mit dieser, der Forschung und NGOs sollen die Kleinbauern rentabler werden und ihre Produktion steigern.

Unsere Erfahrungen aus unseren Projektregionen zeigen, dass KleinbäuerInnen mit eigenen, angepassten Strategien sehr viel besser fahren als mit Innovationen, die ihnen von Agrarfirmen vorgesetzt werden. In Indien und Senegal z.B. gerieten Kleinbäuerinnen in eine Abwärtsspirale, als sie sich, beraten von lokalen Vertragshändlern der Agrochemieunternehmen, für eine Umstellung auf einen Input-intensiveren Anbau entschlossen. Ernteeinbußen durch die höhere Anfälligkeit von Hochertragssorten, Verschuldung für die Anschaffung von Saatgut, chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel waren hier die wichtigsten Faktoren. Nach solchen Erfahrungen sind die Bäuerinnen unserer Partnerorganisationen wieder zum ökologischen Anbau lokal angepasster alter Kulturpflanzen zurückgekehrt, deren Saatgut sie selbst vermehren.

Dabei sind unsere Partner-NGOs alles andere als innovationsfeindlich. In Zusammenarbeit mit den betroffenen Bäuerinnen entwickeln sie die Methoden des nachhaltigen Anbaus immer weiter und passen sie an neue Umweltbedingungen an. Vorhandenes bäuerliches Wissen wird dabei wertgeschätzt und durch neues Know-how nicht verdrängt, sondern ergänzt.