InderInnen wehren sich gegen zunehmende Intoleranz gegenüber Minderheiten

09.12.2015 · 12:26 Uhr

Seit dem überragenden Wahlsieg der hindunationalistischen BJP im Frühjahr 2014 kam es in Indien immer wieder zu religiös motivierten Angriffen auf Muslime und andere Minderheiten.

Im aktuellen Jahr wurden zwei Männer ermordet, die sich für ein säkulares Indien einsetzten, aufgebrachte Mobs lynchten einen Muslim, weil sie vermuteten, dass dieser Rindfleisch essen würde und der Akademiker Sudheendra Kulkarni wurde mit schwarzer Farbe beschmiert und als Landesverräter beschimpft, weil er bei der Buchvorstellung eines ehemaligen pakistanischen Ministers als Moderator aufgetreten war.

Premierminister Narendra Modi hat sich bisher zu keinem dieser Vorfälle geäußert. Hinter den Angriffen stehen oft Untergruppen der RSS, einer radikal-hinduistischen, hierarchisch strukturierte Kaderorganisation, in der Modi selbst Mitglied war und die auch massiv zu seinem erdrutschartigem Wahlsieg beigetragen haben.

Als Zeichen des Protests gegen der Tatenlosigkeit der Regierung gaben ca. 50 Historiker und 40 Schriftsteller ihre staatlichen Auszeichnungen und Orden zurück.

Vergangene Woche schlossen sich rund 180 an Universitäten in aller Welt lehrende Geschichtswissenschaftler an. In einem offenen Brief prangerten die Akademiker an, dass die derzeitige Regierung "eine Version der Vergangenheit zum Gesetz macht, in der eine homogene und unflexible Hindu-Tradition glorifiziert wird."

Auch der muslimische Bollywood-Star Sharukh Khan äußerte sich jüngst besorgt über neu aufkommende Intoleranz im Land. Nun überlegt auch er, ob er seinen Padma Shri-Orden (eine der höchsten Auszeichnungen Indiens) zurückgibt. Khan gilt als einer der beliebtesten Menschen in Indien, der mit seinen Worten Hunderte Millionen Inder erreicht.

Teile der Regierung äußerten sich zu den Protesten mit Aussagen wie „die Seele Khans gehöre in Wahrheit doch Pakistan“, der muslimische Star sei ein „Anti-Nationalist" oder „Muslime können ja gerne weiterhin Kühe essen, sollten dann aber doch bitte nach Pakistan ziehen“.