Der Film India‘s Daughter dokumentiert das Geschehen rund um die brutale Gruppenvergewaltigung einer Studentin im Dezember 2012 in Delhi. Die Gewalttat hatte in ganz Indien breite Proteste ausgelöst und auch weltweit Aufsehen erregt. Am 30. Juni hat die Stiftung Cinema for Peace den Film in Berlin gezeigt. An der anschließenden Podiumsdiskussion waren die Filmemacherin Leslee Udwin und ASW-Indienreferent Detlef Stüber beteiligt.
Sexuelle Gewalt ist in Indien weit verbreitet. Zwar beschreibt der Film vordergründig einen Einzelfall, zeigt jedoch auf, wie gering entwickelt das gesellschaftliche Bewusstsein für das Problem ist. Die Mehrheitsmeinung gibt Frauen immer noch eine Mitschuld an ihrer Vergewaltigung. So kommt es oftmals zu keiner Anzeige gegen die Täter.
Die Regisseurin Udwin interviewte die Familie des Opfers, aber auch die Täter selbst, die erschreckend wenig Einsicht zeigen. So stellt einer der Täter sachlich fest, Mädchen und Frauen hätten abends nichts auf der Straße zu suchen. Er unterstellt damit eine Schuld des Opfers. Dass auch die interviewten Anwälte der Täter diese Sicht teilen, ist noch bedrückender.
„Die extreme Unterdrückung von Frauen erklärt sich nicht aus dem Fehlen von Bildung in Teilen der indischen Gesellschaft. Frauenverachtung ist auch in der gebildeten Mittelschicht verbreitet“, erläuterte Detlef Stüber bei der Podiumsdiskussion. Die Einstellung in den Köpfen vieler Menschen müsse sich ändern. Und Leslee Udwin plädierte für eine „Bildung der Herzen“, unter der sie nicht formale Bildung oder Alphabetisierung, sondern eine Hinführung zu einem respektvolleren Miteinander versteht.
Weil die Verletzung von Frauenrechten nicht nur ein indisches Thema ist, sondern in vielen Ländern der Welt zum Alltag gehört, sprach sich Detlef Stüber zum Schluss dafür aus, Indien nicht einfach als brutales Land abzustempeln, sondern, wo immer Gewalt ist und Frauen unterdrückt werden, sich mit diesen zu solidarisieren: In Indien, in Deutschland und überall in der Welt.