Mit dem Foreign Contributions Regulation Act, FCRA, hat sich der indische Staat 2010 ein Instrument geschaffen, um missliebige Organisationen auf elegante Weise aktionsunfähig zu machen. Mit der Begründung, ihr Engagement richte sich gegen das nationale Interesse, kann ihnen die Lizenz entzogen werden, ausländische Spendenmittel zu empfangen. Eines der jüngsten Opfer dieser Praxis ist die Menschenrechtsorganistion Navsarjan.
Seit 1989 setzt sich der Navsarjan Trust im indischen Bundesstaat Gujarat gegen die Diskriminierung von Dalits ein, wie gegen die Praxis der Unberührbarkeit und gegen die manuelle Latrinenreinigung. Navsarjan ist in 3.000 Dörfern aktiv und unterhält auch Schulen, in denen Dalitkinder eine Ausbildung erhalten. Damit bekommen sie eine Chance, ihrem Kastenberuf zu entkommen, den ihnen die Hindutradition zuweist. „Wir waren die ersten im Bundesstaat, die sich gegen die Hinnahme des Kastenschicksals und für den Ausstieg aus den Kastenberufen einsetzten“, sagt Natubhai Parmar, der als junger Mann den Gerberberuf hinter sich ließ. Jüngst sorgte Parmar für Schlagzeilen, als er öffentlich auch andere Dalits in gesellschaftlich geächteten Kastenberufen aufforderte, sich aus ihrem Schicksal zu befreien. Parmar ist seit 20 Jahren bei Navsarjan aktiv
Wie es jetzt weitergeht, ist ihm wie den anderen MitarbeiterInnen der Organisation unklar. Navsarjan- Gründer und -Koordinator Martin Macwan sah sich nach dem Entzug der Lizenz Ende Dezember gezwungen, 80 von den insgesamt 92 MitarbeiterInnen zu kündigen.
Ob der Wegfall der ausländischen Spendengelder wenigstens zum Teil durch in Indien eingeworbene Privatspenden aufgefangen kann, ist völlig offen.