Indien streitet zurzeit über den möglichen kommerziellen Anbau einer genetisch veränderten Senfsorte. Auf Indiens Feldern stehen zwar längst transgene Baumwollsorten, aber der GM Mustard wäre die erste transgene Nahrungspflanze auf dem Subkontinent. Am 11. Mai hatte das GEAC, die indische Genehmigungsbehörde für Genpflanzen, seine bedingte Zustimmung für den kommerziellen Anbau der Ackerfrucht erteilt, aber den Ball für die endgültige Entscheidung weitergereicht. Ob der Gen-Senf zugelassen wird, steht und fällt mit den Abwägungen des Umweltministers Harsh Vardhan, der weitere Prüfungen angekündigt hat.
Besorgte Regierungschefs einiger Bundesstaaten, darunter Kerala, Bihar und Tamil Nadu, hatten bereits im September Briefe nach Delhi geschickt. Zuletzt sogar Andhra Pradeshs Ministerpräsident Chandrababu Naidu, der zur in Delhi regierenden National Demokratischen Allianz unter Führung der BJP gehört. „Die Regierung Andhra Pradeshs hat große Programme zur Förderung der natürlichen Landwirtschaft aufgestellt. Transgene Sorten und organischer Anbau sind nicht kompatibel. Die Zulassung von transgenen Feldfrüchten würde auch Indiens Status als großer Produzent und Exporteur organischer Nahrungsmittel schweren Schaden zufügen“, ließ Chandrababu Naidu wissen.
Vor sieben Jahren wurde in Indien ein vergleichbarer Streit um eine Gen-Aubergine ausgetragen. Der damalige Umweltminister hieß Jaraim Ramesh. Und der hatte eine Zulassung des GEAC damals ausgesetzt, weil Wissenschaftler die von der Behörde vorgelegten Unbedenklichkeitsstudien anzweifelten. „Die Gen-Aubergine darf solange nicht angebaut werden, bis durch unabhängige Studien deren langfristige Sicherheit für Konsumenten und Umwelt nachgewiesen ist“, lautete damals die Konsequenz von Jaraim Ramesh.
Auch die auf rund 90 Prozent der indischen Baumwollfläche angepflanzte transgene BT-Baumwolle verliert derzeit an Zuspruch, weil sich in einigen Bundesstaaten der Baumwollkapselbohrer (Bollworm) ausbreitet. Genau gegen diesen Schädling soll die BT-Baumwolle durch ein spezielles Gen geschützt sein, aber der Kapselbohrer zeigt schon seit längerem Resistenzen. Die Bauern haben Ernteausfälle, viele verschulden sich für zusätzliche Pflanzenschutzmittel.
Bereits seit einigen Jahren fragen daher Indiens Bauern verstärkt die heimischen Desi-Baumwoll-Sorten nach. Allerdings gibt es davon derzeit zuwenig Saatgut, weil Agrarkonzerne wie Monsanto und Bayer vorsorglich viele indische Saatgutzüchter aufgekauft haben. Das indische Agrarministerium hat aus diesem Grund ein Programm zur Förderung der altbewährten „Desi“-Baumwolle aufgelegt.
Eine ganz aktuelle Entwicklung in Indien dürfte alle Gegnerinnen der Gentechnik besonders freuen: Der indische Saatgutproduzent Mahyco, der mit Monsanto das Joint-Venture Mahyco Monsanto Biotech hat, kündigte Ende Oktober an, seine Geschäfte von Indien in ein anderes asiatisches Land verlegen zu wollen. Grund sei die mangelnde Klarheit indischer Regierungsbehörden in Bezug auf Versuchsfelder und kommerziellen Anbau transgener Pflanzen.
Quellen:
<link http: www.business-standard.com article news-ians ball-in-minister-s-court-after-geac-revises-minutes-of-gm-mustard-meet-comment-special-to-ians-117103000346_1.html>www.business-standard.com/article/news-ians/ball-in-minister-s-court-after-geac-revises-minutes-of-gm-mustard-meet-comment-special-to-ians-117103000346_1.html
economictimes.indiatimes.com/news/economy/agriculture/stung-by-indias-gm-regulation-mahyco-looks-to-other-countries/articleshow/61231810.cms