Seit mehr als zwei Jahren wird Indien von der hindunationalistischen BJP Regiert. Ihr führender Politiker und aktueller Premier Narendra Modi ist seit anti-muslimischen Pogromen in dem von ihm regierten Bundesstaat Gujarat im Jahr 2002 hoch umstritten. Am 12. September diskutierten im Rahmen des Berliner Literaturfestivals AutorInnen aus Indien und Pakistan über die Ära Modi. Wie erklären sich Modis Erfolge, was ist neu an seiner Politik, welche sozialen Gruppen stehen hinter ihm und welche leisten Widerstand?
Für Pankaj Mishra ist Modi ein Exponent eines weltweiten Phänomens. Populistische Demagogen, die aus den Folgen der Globalisierung Kapital schlagen, seien auch in Westeuropa den USA auf dem Vormarsch und in der Türkei bereits an der Macht.
Was aber hat sich in Indien seit Modis Amtsantritt konkret verändert bzw verschlechtert? Deepti Kapoor berichtete von den Kampagnen zur Umdeutung der indischen Geschichte durch Modis Parteigenossen. Entsprechende Geschichtsbücher, die eine goldene Hinduepoche vor der Zeit der muslimischen Reiche kontruieren, kämen jetzt in den BJP-regierten Bundesstaaten zum Einsatz.
Solche Art der Gehirnwäsche gehöre, so Mishra, zu dem hochmodernen Phänomen, das Modi heißt. Modi inszeniere das helle, vernetzte Indien und beteilige die Massen über das Internet an Debatten und Kampagnen. Er sei der perfekte populistische Demagoge. Das funktioniere, weil tatsächlich eine große Gruppe der Bevölkerung von der BJP-Wirtschaftspolitik zu profitieren hofft.
Wer aber sind die Menschen, die sich dem verweigern und woher kann der Impuls kommen, das säkulare Erbe Nehrus zu retten? Ahmed Rashid verwies darauf, dass Indien im asiatischen Vergleich immer noch gut dastehe. Nirgendwo sonst gäbe es so gut verankerte linke und liberale Bewegungen. Etwas zurückhaltender Mishra, dem zufolge links-liberale Kräfte aktuell nicht genug Überzeugungskraft haben. Hoffnung setzt der Autor dagegen auf den Widerstand marginalisierter Gruppen wie die der Dalits und Muslims. Deren Organisationen sind aus seiner Sicht im Kommen.
Es diskutierten am 12.09.2016 Deepti Kapoor [Indien] Arvind Krishna Mehrotra [Indien] Pankaj Mishra [Indien/ GB] und Ahmed Rashid [Pakistan].