Wo hat die Organisation WORD ihren Ursprung? Wie hat alles angefangen?
Ganz am Anfang bin ich ganz alleine in die Dörfer gegangen. Ich hatte weder Ausstattung noch Geld. Ich bin einfach in die Dörfer und habe Kontakt zu den Frauen gesucht. Nur sehr langsam konnte ich ihr Vertrauen gewinnen. Nach und nach haben wir größere Treffen organisiert. Dabei wurde über die Probleme des Dorfes gesprochen und wie sie zu lösen sind. Durch diese Arbeit haben sich Schritt für Schritt in den Dörfern richtige Selbsthilfegruppen für Frauen gegründet. Viele Frauen haben erst durch diesen Austausch gemerkt, dass ihr Leben auch anders aussehen kann und dass sie nicht alles hinnehmen müssen. Zuvor hatten sie über Jahre hinweg gelernt alle Alltagslasten zu tragen und sie zu akzeptieren.
Wieso ist gerade die Unterstützung von Frauen so wichtig?
Frauen haben in Indien praktisch keine Rechte. Sie dürfen kaum Land besitzen, dürfen über das selbst erarbeitete Geld nicht entscheiden und machen doch die meiste Arbeit auf den Feldern. Dieses Ungleichgewicht belastet die indische Gesellschaft und muss verändert werden. Frauen sind derzeit völlig auf ihre Männer angewiesen, selbst wenn diese trinken und das ganze Geld für Alkohol ausgeben. Wir von WORD wollen dazu beitragen, dass sich die Situation für Frauen nachhaltig verbessert und dass sie eigenständiger leben können.
Was hat Sie dazu bewegt, eine NGO zu gründen und sich für die Rechte von Frauen einzusetzen?
Meine Großmutter arbeitete als Sozialarbeiterin, sie war mein Vorbild. Durch sie wurde mein Wunsch geweckt, in einer Organisation zu arbeiten um Frauen zu helfen.
Neben der Unterstützung von Frauen hat WORD noch einen anderen Arbeitsschwerpunkt, den Aufbau dörflicher Saatgutbanken. Wie genau funktionieren diese?
Mit den Saatgutbanken wollen wir Bauern und Bäuerinnen dabei helfen, unabhängig von dem Saatgut zu werden, das die Regierung verkauft. Die Regierung verteilt Hybridsorten, die sehr viele Pestizide und chemischen Dünger brauchen. Das ist einerseits teuer für die Bauern und Bäuerinnen und andererseits laugt es die Böden langfristig aus. In unserer Saatgutbank geben wir daher Samen kostenlos an die Bevölkerung ab. Dieses nicht von chemischem Input abhängige Saatgut ermöglicht der Bevölkerung ohne große Ausgaben eine gute Ernte. Vom Ertrag geben sie anschließend wieder den Teil an die Saatgutbank zurück, den sie zuvor ausgeliehen hatten. Das stärkt die Souveränität der Bauern und schont gleichzeitig die Natur.
Das Interview führte Franziska Baur