Mikrokredite für Arme: Wirksames entwicklungspolitisches Instrument oder Ausbeutung?

21.12.2010 · 00:00 Uhr

Die Frauen, die diese Verzweiflungstaten begannen haben, waren alle bei privaten Mirkokreditunternehmen verschuldet, die in Indien längst den Kleinkreditmarkt dominieren. Die Firmen heißen SKS, Spandana, Share, Basixs und L&T. Die größte von ihnen, SKS, bedient bereits 7,3 Millionen Mikrokreditkunden. Ihre Zinsen liegen weit über den maximal 15 Prozent, die Mohammed Yunus zufolge als entwicklungsfördernd gelten.

 

„Diese nicht an Regeln gebundenen Geschäftpraktiken privater Mikrokreditgeber bringen einen sinnvollen entwicklungspolitischen Ansatz in Verruf“, findet der Indienreferent der ASW, Detlef Stüber. Denn in Indien gibt es zahlreiche gut funktionierende Spargruppen von 5 bis 15 Frauen, die von staatlichen Finanzinstitutionen Gemeinschaftskredite erhalten haben. Die Gruppen nutzen diese gemeinsam oder teilen sie individuell untereinander auf und zahlen sie gemeinschaftlich zurück. „Bei vielen gut funktionierenden Selbsthilfegruppen führte diese Praxis trotz kleinster Kreditsummen zu beachtlichen Einkommenssteigerungen und weitreichenden Verbesserungen der Lebenssituation der Familien.“

Für die Menschen ist es lebenswichtig, dass mit der Kreditvergabe eine Beratung einhergeht. „Frauen müssen wissen, in welcher Höhe und für welche Zwecke Kredite sinnvoll sind“, so Stüber weiter. „Am erfolgversprechendsten ist eine Betreuung der Selbsthilfegruppen durch von den Finanzgebern unabhängige NGOs. Denn solche Organisationen, die mit den Selbsthilfegruppen eng zusammenarbeiten, können den Frauen auch zur Seite stehen, wenn Konflikte in der Gruppe auftreten.“

Auch Mohamed Yunus bestätigt, dass es zwingend notwendig ist, die Kreditvergabe gut zu betreuen und an bestimmte Regeln zu binden. Die ASW unterstützt schon seit Jahrzehnten indische Gruppen, die mit Kleinkrediten viel für das Wohlergehen der notleidenden Menschen erreicht haben.