Über 90 Prozent der armen Bevölkerung Burkinas lebt in ländlichen Gebieten und sichert ihr Überleben fast ausschließlich durch Subsistenzwirtschaft. Aber viele Bauern fühlen sich heute fremd auf ihrem Feld. Denn die neuen Reichen des westafrikanischen Landes eignen sich immer mehr Ackerland an. Das berichtet die von der ASW unterstützte burkinische Organisation Démocratique de la Jeunesse (ODJ) in einem aktuellen Artikel ihrer Zeitschrift „Le Combat des Jeunes“.
Dieses Landgrabbing ist eine späte Folge der seit 1991 von IWF und Weltbank verordneten Strukturanpassungsprogramme. Die darin vorgeschriebene Privatisierungspolitik brachte Staatsunternehmen in die Hände mächtiger Politiker und mit ihnen verbündeter Neureicher. Demgegenüber drängten wahre Entlassungsfluten und Kürzungen von Subventionen in der Landwirtschaft Tausende von Menschen in massive Armut.
Reiche Städter nutzten daraufhin ihr angehäuftes Geld für Landkäufe und entzogen so immer mehr Kleinbauern ihre Lebensgrundlage. Zur Entschädigung wurden den Bauern und Bäuerinnen zwar Verbesserungen für ihre Dörfer, wie der Bau von Schulen, versprochen. Faktisch aber hat sich die Lage seit 2007, nachdem alles Brachland vergeben war, verschlimmert und viele Bauern wurden gewalttätig von ihren Feldern vertrieben. Um zu überleben, sind sie heute gezwungen, Land von den Reichen zu pachten. Die Provinzen Ziro und Sissili im zentralen Süden des Landes sind besonders betroffen, da sie über viel fruchtbares Land verfügen und zudem gut an die Hauptstadt Ouagadougou angebunden sind.
Diese Zustände sind bedrohlich für ein Land, dessen Bevölkerung mehrheitlich von der Landwirtschaft lebt. ODJ fragt nach Lösungen, die den Bauern ermöglichen, ihr Überleben in Würde zu sichern.