Indigene sorgen sich um das Wassereinzugsgebiet des Amazonas

06.05.2019 · 13:57 Uhr

​​​​​​​Mit großer Beteiligung brasilianischer ASW-Partner*innen (FAOR und Movimento Xingu) fand vom 27. bis 28. April 2019 an der Bundesstaatlichen Universität in Santarém ein Seminar über amazonische Wassereinzugsgebiete statt.

Von nah (Tapajósfluss) und fern (Rio Pindará in Maranhão) reisten Indigene und Flussbewohner*innen nach Santarém und tauschten sich mit Student*innen und Zivilgesellschaft über die Bedeutung „ihrer“ heiligen Flüsse aus. Ihr Kommuniqué und ihre Forderungen geben auch einen guten Einblick in den von den indigenen Gemeinschaften gelebten Umgang mit der Natur.

„Es gab eine Zeit, in der Frauen, Männer, Kinder und alte Menschen in Harmonie mit dem Wald lebten, mit den Flüssen, mit den Vögeln, mit den Fischen, mit allen Tieren und letztendlich mit der gesamten Natur. Das war vor 519 Jahren. Seit dieser Zeit hat sich alles verändert. Die Fische zogen an andere Orte um zu atmen. Die Agouti, der Tapir, das Wasser- und das Riesenschwein besuchen uns jetzt seltener. Die Vögel singen leiser. Es scheint, sie haben ein wenig ihre Freude verloren.

Wir haben gehört, dass in anderen Ländern und Kontinenten die Gewässer nicht mehr die gleichen sind. Sie wuchsen und haben sich zum Protest an jenen Orten erhoben, wo sie früher in Ruhe lebten. Dabei nahmen sie Kulturen und Traditionen mit sich und verschwanden von Orten, an denen sie früher reichlich zu finden waren. Hier im Tapajós-Einzugsgebiet ändert sich auch bereits die Lage: Die Gewässer sind krank und die Menschen erkrankten mit ihnen. Die Bergbauunternehmen und ihre Bagger, die Holzfäller, die Staudammbauer kamen und versuchen, uns mit Lügen und Almosen zu täuschen. Sie versuchen, unsere Erinnerung auszulöschen, sie versuchen, unsere Geschichte auszulöschen. Wohin gehen die Geister, die dort gelebt haben?

Für Regierungen und große Unternehmer sind die Gewässer unserer Flüsse nur eine Energiequelle. Sie lassen die Wasserkraftwerke funktionieren, transportieren Soja, Erz, Holz und töten dabei die Mutter der Fische, unsere Träume und zerstören unser Leben. Der brasilianische Staat, ein Freund der Unternehmen, versucht, die indigenen Völker, die Quilombolas, die traditionellen Völker, die Völker der Flüsse und die Völker der Wälder auszurotten.

Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen:

● Den Erfahrungsaustausch zwischen den im Seminar anwesenden Völkern und anderen Angehörigen, die nicht teilnehmen konnten, auszuweiten;

● Die UFOPA aufzufordern, Veranstaltungen durchzuführen, die das Treffen und die Diskussion zwischen indigenen Führungskräften und Student*innen ermöglichen;

● Mit den verschiedenen Menschenrechtsorganisationen über den Schutz und die Sicherheit der Aktivist*innen zu sprechen, die sich bei ihrer Verteidigung des Territorium unter Lebensgefahr befinden;

 ● Die zuständigen Stellen aufzufordern, die Awa-Guajá vor erzwungenen Kontakten sowie die Isolierten, die sich in einer verwundbaren Situation befinden und in deren Territorium eingedrungen wird, zu schützen;

● Die Gemeinde São João do Caru wegen Verschmutzung des Flusses Caru mit Krankenhausabfällen anzuzeigen;

● Jegliche Bergbauprojekte, die Flüsse und indigene Gebiete im Amazonasgebiet betreffen, mit sofortiger Wirkung einzustellen;

● Im Einklang mit der ILO-Konvention 169 Konsultationen durchzuführen, bevor Studien zur Durchführung von Projekten in indigenen, extraktividstischen, Quilombolagebieten und in deren Umgebung initiiert werden, um somit das Vetorecht der betroffenen Völker zu gewährleisten.

Unterzeichnende Organisationen:

Associação de Mulheres Indígenas Munduruku - Wakomboru

Associação Indígena Wizaru - Guerreiras da Floresta

Associação Indígena Paririp do povo Munduruku do Médio Tapajós

Conselho Indígena Tapajós Arapiuns - Departamento de Mulheres

Conselho de Gestão do Povo Ka’apor

Associação Indígena Borari de Alter do Chão

 

Unterstützende Organisationen:

Fórum da Amazônia Oriental

Movimento Xingu Vivo

Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.