In den meisten Ländern Afrikas können Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LSBTI) kein normales Leben führen. In 38 von den insgesamt 54 Staaten stehen homosexuelle Handlungen unter Strafe und fast überall werden queer lebende Menschen gesellschaftlich extrem diskriminiert. An manchen Orten müssen sie sogar um ihr Leben fürchten. Auch in unseren Projektländern Senegal und Simbabwe werden anders liebende und lebende Menschen, vorwiegend Lesben und Schwule, strafrechtlich verfolgt.
Umso mehr freuen wir uns, Seite an Seite mit unseren afrikanischen PartnerInnen, dass die NGO Amnesty International Deutschland die kamerunische Rechtsanwältin Alice Nkom für ihren Einsatz für LSBTI-Personen mit ihrem Menschenrechtspreis ausgezeichnet hat.
Rakieta Poyga von der ASW-Partnerorganisation ABN hält den Preis für Alice Nkom für ein wichtiges Signal. In ihrem Land Burkina Faso gibt es zwar keine strafrechtliche Verfolgung von Lesben und Schwulen, aber eine starke gesellschaftliche Ächtung. „Bei uns trauen sich Homosexuelle nicht, sich bemerkbar zu machen. Sie haben Angst, marginalisiert zu werden und vor allem, dass die anderen sagen, sie hätten AIDS gebracht“, informiert uns Frau Poyga.
Sie schätzt, dass es in ihrem Land noch viel Zeit braucht, bis sich die Einstellungen der Leute ändern. „In Burkina ist die Mehrheit der Bevölkerung analphabetisch und hat noch nie von Homosexualität gehört. Und in vielen Gegenden Burkinas kann man nicht über Sex reden, weil das als ein Zeichen von fehlendem Schamgefühl gilt. Wir erleben das auch bei unserer Aufklärungsarbeit zu Genitalverstümmelung von Mädchen.“
Damit jeder und jede die eigene sexuelle Identität frei leben kann, wie sich das Frau Poyga wünscht, ist also noch viel Sensibilisierungsarbeit nötig. „Wenn man nicht darüber spräche, würde es noch länger dauern“, ist sich Rakieta Poyga sicher.
Auch ein ASW-Partner aus Simbabwe hat sich anlässlich der Preisverleihung an Alice Nkom zur Situation von LSBTI-Personen in seinem Land geäußert. „Simbabwe ist eine sehr konservative Gesellschaft und kulturelle und religiöse Überzeugungen machen es vielen schwer, Homosexualität zu akzeptieren.“ Das spiegle sich auch in der Zivilgesellschaft. Nur eine einzige Organisation in Simbabwe, GALZ, würde für die LSBTI-Rechte kämpfen. Und diese NGO sei mehrmals von der Polizei angegriffen worden.
„Ich weiß, dass es auch in der ‚entwickelten’ Welt Debatten um Homosexualität gibt und dass z.B. in konservativen Bundesstaaten der USA über die Homoehe gestritten wird. Der Unterschied zu unserem Land ist, dass den Menschen erlaubt wird, ihre Meinung auszudrücken. Wir als Zivilgesellschaft sollten für eine Umgebung kämpfen, in der alle SimbabwerInnen sich frei äußern dürfen – nicht nur zu Homorechten, sondern zu allem, was die Gesellschaft betrifft“, so der ASW-Partner aus Harare.