Zwischen 10. und 16. Juli 2018 marschierten Hunderte von Adivasi durch Dörfer, die es infolge des Polavaram-Staudammprojektes bald nicht mehr geben wird. Sie forderten von der Regierung angemessene Entschädigungen und korrekte Umsiedlungen.
Schon seit vier Jahren gab es immer wieder massive Proteste der vom Polavaram-Projekt Betroffenen, die der Regierung vorwerfen, ihre Rechte komplett zu ignorieren. Immerhin sind es 300.000 Menschen, die durch den Stausee Häuser und Felder verlieren. Die Hälfte von ihnen sind indigene Adivasi.
Das Multi-Funktions-Projekt in Indiens Südosten, das Teil des indischen River-Linking-Projektes ist und das neben der Stromerzeugung vor allem der Wasserweiterleitung und Bewässerung dienen soll, hat einen nationalen Status. Es ist aber vor allem die Landesregierung von Andhra Pradesh, die sich das Projekt zu eigen gemacht hat und die an einem schnellen Baufortschritt interessiert ist. Die 2004 begonnenen Bauarbeiten wurden durch Finanzierungsprobleme, fehlende Teilgenehmigungen, die versäumte Anhörung der lokalen Bevölkerung oder sonstige Klagen immer wieder unterbrochen. Nachdem 2016 verlautet war, die Staumauer würde bis 2018 stehen, konnte Andhra Pradeshs Ministerpräsident Chandrababu Naidu im Juni 2018 immerhin die von einem deutschen Unternehmen realisierte Membranwand einweihen, auf die die eigentliche Staumauer aufgesetzt wird. Ende 2019 sollen die Bauarbeiten dann abgeschlossen sein.
In dem Maße, in dem die Regierung die Realisierung des Prestigeprojektes beschleunigt, häufen sich Unregelmäßigkeiten bei der Entschädigung der Betroffenen. Eine Untersuchungskommission, die kürzlich betroffene Dörfer besuchte, kam zu dem Schluss, dass Parteiführer der regierenden Telugu Desam Partei, TDP, und Lokalpolitiker verschiedener Parteien in Korruption verwickelt seien.
„Das Projekt hat dazu beigetragen, die Korruption in die Region zu holen“, beklagte ein Umweltaktivist. Große Geldbeträge aus Entschädigungstöpfen seien auf den Konten von Lokalpolitikern gelandet.