Protest der Bewegung der Babaçu-Nussknackerinnen gegen deutsches Agro-Energie-Projekt

30.03.2010 · 01:00 Uhr

Dies geht aus Informationen hervor, welche die Bewegung der Babaçu-Nussknackerinnen (MIQCB) von der Global Marshall Plan Foundation erhalten hat. Die folgende Protestnote veröffentlichte MIQCB im November 2009.

 

Wir sind eigenständige Babaçu-Nuss-Produzentinnen, keine Aufsammlerinnen!

 

Einst hieß es von Seiten der Unternehmer, Industrieller und des Staates, die Zeit des Babaçu sei vorbei. Babaçu sei nicht länger marktfähig wegen des Preises, wegen des umständlichen Sammelns, der schwierigen Ölgewinnung wegen der unregelmäßigen Ernte und wegen mangelnder Konkurrenzfähigkeit mit asiatischen Plantagen. Und, natürlich, auch mit anderen Ölen wie Soja oder Palmöl könne Babaçu nicht konkurrieren.

Trotzdem gibt es uns noch immer. Wir ziehen unsere Kinder groß und unsere Palmen. Wir schließen uns zusammen, wir wachsen und stärken unsere Organisationen: Vereine, Kooperativen, Frauengruppen und Räte in den Bundesstaaten Maranhão, Pará, Piauí und Tocantins. Forschungsinstitute gehen davon aus, dass wir 400.000 sind, die von der Babaçu-Nuss leben - aber wir wissen, dass wir noch viel mehr sind.

Unsere Geschichte geht zurück bis 1911, als wir dem Pflanzenöl-Markt bereits Babaçu-Nusskerne lieferten. Aber schon seit weit längerer Zeit nutzen wir Babaçu im Haushalt: als Speiseöl, zur Herstellung von Waschmittel; aus der Schale gewinnen wir Holzkohle, aus den Palmwedeln und -stilen bauen wir unsere Häuser, Zäune und Beete. Aber seit 1995 - als wir den ersten Vertrag abschlossen, um Öl nach England zu exportieren - wissen wir, dass wir in der Lage sind, die ganze Babaçu-Nuss zu nutzen: marktgerecht, in von uns selbst geführten Produktionsstätten. Wir haben uns weiterentwickelt und das Ansehen unserer Wirtschaftsweise gehoben, ohne die Hilfe der lokalen, regionalen und nationalen Regierungen, die uns immer ignoriert haben.

Jetzt, wo wir es geschafft haben von der Regierung Lula ernstgenommen und unterstützt zu werden (der „Nationale Plan zur Förderung von Produkten der Sozio-Biodiversität“, die „Mindestpreisgarantie von Naturprodukten“) fordern ausländische Firmen mit Beistand der Gouverneurin Sarney und lokaler Bürgermeister von uns, dass wir die ganze Nuss zur Energiegewinnung nach Europa exportieren. Die Projekte der niederländischen ENECO und der deutschen Global Marshall Plan werden vorgestellt, als sei es die einzige Chance für eine Babaçu-Nussknackerin, Aufsammlerin der ganzen Nuss zu werden. Da wird uns unsere Existenz nochmals abgesprochen. Wir werden nicht anerkannt für das, was wir sind und was wir tun. Man „entdeckt“ uns, nur um uns aufzufordern zu verschwinden.

Wir können heute mit Stolz sagen, dass diejenigen, die die Babaçu-Wirtschaft am besten kennen, wir Babaçu-Nussknackerinnen sind. Es gibt Studien über uns, Bücher, Anschauungsmaterial , das heute Wissenschaftler und Studenten verschiedenster Universitäten und Forschungseinrichtungen beschäftigt.

Gouvernadeurin Sarney, wir sind Babaçu-Nussknackerinnen! Wir haben gelernt, unserem Produkt Mehrwert zu verleihen und seit jeher setzen wir uns für den Erhalt und den freien Zugang zu den Palmenhainen ein. Wir wollen keine neuen Herren Besitzer, unsere Arbeit ist frei und selbstbestimmt!

Wir lehnen die Projekte von ENECO und Global Marshall Plan ab!!

 

MIQCB - Movimento Interestadual Quebradeiras de Coco Babaçu