Senegal: Hunger durch Dürre oder durch Überflutung?

03.09.2014 · 17:48 Uhr

Normalerweise regnet es im Senegal von Juli bis Oktober. In dieser Zeit muss die Aussaat aufgehen und zur Ernte reifen. Doch Mitte August erhielten wir Alarmmeldungen von zwei Partnerorganisationen: Der Regen kam sehr spät, fiel in zu geringen Mengen und längst nicht überall. Die Getreidespeicher mit der Ernte des Vorjahres waren schon leer, bevor die ersten Regen fielen. Wieder einmal waren Familien gezwungen, einen Teil ihres Saatgutes zu verbrauchen.

Auch das Vieh findet kaum noch Gras und Wasser, magert ab, muss zu einem sehr schlechten Preis verkauft werden oder wird krank und stirbt. Unsere Partner berichten von einem kritischen Anstieg der Fleischpreise, der den Fleischkonsum für die arme Bevölkerung unmöglich macht.

Ende August kam der langersehnte Regen endlich. Doch in sintflutartigen Mengen und voller Zerstörungskraft. Nach der Dürre der vergangenen Monate bringen die Wassermassen das Land erneut in Bedrängnis. Es kommt zu Überschwemmungen und Bodenerosion. Die Pflanzen wachsen zwar wieder, aber die vorangegangene Dürre hatte ihre Entwicklung verzögert und schon zu deutlichen Schäden geführt. „Es ist nicht alles verloren, aber noch ist nichts gewonnen“, bewertet Mamadou Ndiaye von unserer Partnerorganisation ECONOSOL die Situation.

Viele Landwirte, vor allem junge Frauen und Männer, haben die Hoffnung auf eine gute Ernte verloren. Sie flüchten in die Städte und lösen dadurch Spannungen aus. Einige Politiker nutzen diesen Umstand für den eigenen Wahlkampf aus und versuchen ihre Position bei den Wählern zu stärken. „Das Unglück des einen ist das Glück der anderen“, kommentiert Ndiaye und fügt noch ein Sprichwort an: „Mit dem Schweiß der arbeitenden Armen bereiten die Reichen ihre Couscous-Sauce zu.“