Die Tabakproduktion im globalen Süden boomt. Seit den 1960er Jahren hat sie sich allein auf dem afrikanischen Kontinent von 200.000 auf mehr als 600.000 Tonnen Tabak pro Jahr verdreifacht. Lange Zeit war Simbabwe der größte Tabakproduzent des Kontinents und produzierte bis Ende der 90er Jahre zwischen 30-45 Prozent des gesamtafrikanischen Tabaks. Der Anbau der Pflanze hat dort eine lange und traurige Tradition und wurde Ende des 19. Jahrhunderts von europäischen SiedlerInnen in Plantagenwirtschaft begonnen. Im Zuge der Landreform von 2000 (Fast-track Land Reform) begann die simbabwische Regierung, sich die großen Farmen der Nachfahren dieser Europäer anzueignen und an „indigene“ SimbabwerInnen umzuverteilen. Aufgrund mangelnder landwirtschaftlicher Kenntnisse der neuen Landnutzerinnen brach die Produktion allerdings stark ein. Erst als große Tabakkonzerne die FarmerInnen mit Darlehen und anderen günstigen Konditionen in die Branche locken, wuchs der Tabakanbau wieder an.
In Simbabwe wie anderswo können die TabakbäuerInnen von ihrer Arbeit kaum leben. Die Tabakkonzerne, die ihnen Kredite gewähren, damit sie die extrem kostenintensiven Pflanzen überhaupt anbauen können, bewerten nach der Ernte die Qualität der Ware und beschließen daraufhin selbst, wie viel sie den ProduzentInnen zahlen. Auf diese Weise halten sie die Preise künstlich niedrig und machen eine Abbezahlung der Kredite unmöglich. Da die TabakbäuerInnen sich verpflichtet haben, den Vertrag mit den Konzernen nur nach der vollständigen Rückzahlung der Kredite aufzulösen, entsteht eine Art Schuldknechtschaftssystem. Aus diesem können die TabakbäuerInnen langfristig am ehesten durch den Aufbau von Genossenschaften und einen unabhängigen Zugang zu Krediten entkommen.
Quelle: Graen, Laura 2014: Tabakproduktion in Afrika: Knebelverträge im Trend. Berlin: Unfair Tobacco.