Was waren die ausschlaggebenden Gründe für den Zusammenschluss von ASPSP?
Im Jahr 2000 habe ich mich mit befreundeten Bauern das erste Mal getroffen, um über die Gefahr von gentechnisch verändertem Saatgut und Hybridarten zu sprechen. Wir waren uns alle darüber einig, dass diese keine Alternative zu traditionellen Sorten darstellen. Vielmehr stürzen sie die Bauern in ein Abhängigkeitsverhältnis zu großen Saatgut- und Chemiekonzernen. Nach drei Jahren intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema haben wir ASPSP offiziell gegründet und sind aktiv in die Aufklärungsarbeit gegangen. Unsere Motivation war es, dieser Bedrohung etwas entgegenzusetzen und andere Bauern über die Gefahren aufzuklären.
Wie sieht ihre Arbeit derzeit aus?
Über verschiedene Wege versuchen wir die senegalesische Bevölkerung über die Gefahren von Hybridsorten aufzuklären und darauf hinzuweisen, wie wertvoll unser traditionelles Saatgut ist. Wir veranstalten Workshops, moderieren Radiosendungen, sprechen mit den Bauern und haben Lehrmaterial erstellt. Wir sehen es als unsere Aufgabe, durch diese Arbeit das lokale Saatgut zu erhalten und damit die Souveränität der Bauern zu stärken. Nur durch den Anbau lokaler und angepasster Sorten können Bauern unabhängig von großen Konzernen bleiben. Das Informationsmaterial übersetzen wir in die jeweiligen Lokalsprachen, damit auch die Bauern erreicht werden, die kein Französisch sprechen.
Welche Rolle spielt das traditionelle Saatgut in der senegalesischen Gesellschaft?
Ein Großteil der senegalesischen Bevölkerung sind Bauern. Für sie ist die Landwirtschaft überlebensnotwendig. Traditionell wird Saatgut im Senegal getauscht und nicht gekauft. Die Sortenvielfalt ist unser kulturelles Erbe, unsere Lebensgrundlage und gleichzeitig unser wertvollstes Gut.
Was stellt derzeit die größte Gefahr für die Bauern dar?
Großkonzerne bringen die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht. Sie ködern Kleinbauern mit Hybridsaatgut, so dass diese aufhören, ihre traditionellen Sorten anzubauen. Aber die Hybridsorten können die Bauern nicht selbst vermehren, sie müssen das Saatgut immer nachkaufen, die Pflanzen sind empfindlicher, benötigen viel Pestizide und Dünger und so ist das für die Bauern langfristig ein Minusgeschäft. Oft bleibt ihnen kaum genug, um zu überleben.
Wie sieht die Zukunft für die senegalesischen Bauern aus?
Wir kämpfen derzeit gegen zwei große Bedrohungen. Zum einen verlieren die Bauern Wissen über ihr Saatgut. Zum anderen verlieren wir unser Land und damit unsere Lebensgrundlage. Ausländische Investoren kaufen Anbauflächen in Afrika - und unsere Regierungen lassen es zu. Ich frage mich, ob überhaupt noch genug Land für unsere Kinder da sein wird? Gegen diese Gefahren müssen wir kämpfen. Auch wenn ASPSP noch eine junge Organisation ist haben wir schon viele schmerzhafte, aber auch erfolgreiche Kämpfe gekämpft, das macht uns Mut.
Interview: Franziska Baur