Indien: Schließung aller Ledergerbereien in Warangal, Andhra Pradesh

23.04.2009 · 01:00 Uhr

Der ausdauernde Einsatz des ASW-Projektpartners SEVA hat sich gelohnt

Nach jahrelangem Einsatz der Organisation SEVA für die Belange von LederarbeiterInnen in Südindien wurden 2008 alle Gerbereien in Warangal geschlossen. Die ASW hat gemeinsam mit ihrer indischen Partnerorganisation CWS (Centre for World Solidarity) SEVA bei dieser Arbeit unterstützt.

 

Die oftmals katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Ledergerbereien haben dramatische Folgen für die überwiegend kastenlosen ArbeiterInnen. Als sozial geächtete Gruppe haben sie kaum Möglichkeiten, sich gegen diese zur Wehr zu setzen, da sie ihrer Herkunftskaste entsprechend traditionell in der Lederproduktion tätig sind. Aufgrund mangelnder alternativer Einnahmequellen müssen sie Allergien, Unterleibsschmerzen, Fieber, Augenentzündungen, Magengeschwüre, Lungenkrebs, Hautkrankheiten und sogar Fehlgeburten in Kauf nehmen.

Ebenso dramatisch sind die Auswirkungen der Lederproduktion auf die Umwelt, da viele Gerbereien ihre Abwässer ungeklärt in die Flüsse und Felder im Umland abgeben. Die Folgen sind verseuchtes Trinkwasser sowie vergiftete Ernten und tierische Nahrungsmittel wie Milch, Eier und Fleisch.

 

Wenn auch die Schließung der Gerbereien als voller Erfolg zu werten ist, so stellen sich jedoch weiterführende Fragen. Die Schließung der Gerbereien in Warangal bedeutet nicht, dass damit die mensch- und umweltschädigende industrielle Gerberei in Indien ganz gestoppt wurde. Der Wiederaufbau der geschlossenen Gerbereien 40 km von Warangal entfernt ist bereits geplant. Es ist zu erwarten, dass es in den neuen Gerbereien zu ähnlichen Problemen kommen wird. Die ASW unterstützt in diesem Zusammenhang die Arbeit des CDC (Community Development Centre), das sich in Andhra Pradesh für LederarbeiterInnen neu errichteter Gerbereien einsetzt. In diesem Fall hatte die Schließung von Gerbereien in Hyderabad keineswegs verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten bewirkt. Die genannten Probleme verlagerten sich mit dem Umzug der geschlossenen Gerbereien lediglich in den neuen Standort derselben, denen die ArbeiterInnen folgten.

 

Die Arbeit der ASW und ihrer indischen Partner zielt auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Einführung von Umweltschutzprogrammen ab. SEVA setzt sich insbesondere für die Schaffung alternativer Erwerbsmöglichkeiten für Frauen ein. Unter anderem mit Hilfe staatlicher Zuschüsse konnte in Ausbildungskurse und somit neue Beschäftigungsfelder investiert werden, die eine Sicherung des Lebensunterhaltes gewährleisten. In Warangal werden derzeit vierzig Frauen in Stickerei, Nähen und weiteren Tätigkeiten weitergebildet.

23.04.2009