Löschen oder dagegen steuern? Zum Umgang mit Hass aus der rechten Ecke

14.08.2019 · 15:09 Uhr

Nicht nur der Rechtsruck in unserem Partnerland Brasilien beschäftigt uns im Berliner Büro der ASW – sondern auch die Stimmung in Deutschland. Kürzlich waren wir selbst betroffen von etlichen Hasskommentaren, die uns aufgrund eines Spendenaufrufs in den Sozialen Medien entgegengebracht wurden. „Hate speech“, zu Deutsch Hassrede, ist mittlerweile gängiges Vokabular im deutschen Sprachgebrauch. Trotzdem fehlt es an einer allgemein anerkannten Definition des Begriffs. Die Kampagne No Hate Speech zum Beispiel definiert ihn wie folgt: Hate speech umfasst „sprachliche Handlungen gegen Einzelpersonen und/oder Gruppen mit dem Ziel der Abwertung oder Bedrohung aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer benachteiligten Gruppe in der Gesellschaft. Die Person oder Gruppe muss dafür rein zahlenmäßig nicht in der Minderheit sein, andersherum sind Minderheitengruppen nicht automatisch benachteiligt.“

 

Doch was tun in einem Fall, in dem man durch vermeintlich harmlose und menschliche Äußerungen – ob im Web, auf der Straße oder sogar im eigenen Freundeskreis – den Hass anderer zu spüren bekommt? Wie reagieren? Es werden mittlerweile vermehrt Seminare und Workshops zum Thema Umgang mit rechtsextremen und rassistischen Kommentaren, bspw. von politischen Stiftungen, angeboten. Trotzdem wissen nur wenige, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll.

 

Uns ging es in besagtem Fall ähnlich: sollte man die Kommentare löschen, sie ignorieren, oder ihnen etwas entgegensetzen, argumentieren? Letztendlich entschieden wir uns dafür, die schlimmsten und menschenfeindlichsten Kommentare zu verbergen, um ein weiteres Befeuern der Diskussion zu verhindern. Die übrigen Äußerungen ließen wir unkommentiert. Denn bekanntermaßen sind in den Sozialen Medien abertausende von sogenannten Bots unterwegs. Bots sind „Computerprogramme, die automatisiert bestimmte Aufgaben erfüllen. Meinungs-Bots in sozialen Netzwerken können auch menschliche Identitäten in Fake-Accounts vortäuschen“ (bpb 2017, Link siehe unten). Argumentieren und Überzeugen scheint zwecklos.

 

Jedoch sind wir auf einen anderen Weg aufmerksam geworden: Hass Hilft – die erste unfreiwillige Online-Spenden-Aktion. Jedes menschenverachtenden Kommentar wird umgewandelt in eine 1 Euro Spende, die Flüchtlingsprojekten der „Aktion Deutschland Hilft“ und „EXIT-Deutschland“, einer Initiative gegen Rechts, zugutekommen. Die Mittel, die die Aktion ermöglichen, kommen aus Zuwendungen von Unternehmen – aufgeführt auf der Homepage von Hass Hilft – sowie von Privatpersonen. Auf jedes entdeckte Hasskommentar reagieren die Partner*innen der Aktion mit einem „Hass hilft“-Post, s. unten.

Wir finden diese Idee unterstützenswert. Sie auch? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen. Schreiben Sie uns, an oeffentlichkeitsarbeit@aswnet.de

Wir, als ASW-Team, positionieren uns vehement gegen rechtsextreme und menschenverachtende Kommentare – sowohl im als auch außerhalb des Internets. Wir fordern Toleranz, Gleichberechtigung und Solidarität für ALLE Menschen!

 

Mehr unter:

https://no-hate-speech.de/de/wissen/

http://www.bpb.de/252585/was-sind-social-bots

https://hasshilft.de/