Das Überleben in Indiens Wäldern sichern

Die junge Manujh zeigt mir stolz die von ihr im Unterricht gemalten Plakate. Verschiedene Gemüse und Obstsorten sind darauf zu sehen. Sie erklärt, welche der Gemüse besonders wertvoll und gesund sind. Zitronen haben wichtige Vitamine, Papaya ist gut für die Augen, selbstangebautes Gemüse enthält keine Schadstoffe, so hat sie es gelernt.

 

Manujh lebt mit ihrer Familie am Ortsrand von Ghatsilla im Bundesstaat Jharkhand. Sie gehört der besonders benachteiligten indigenen Gemeinschaft der Santal an. „Die Mangelernährung war hier gravierend, die hygienischen Bedingungen katastrophal, fast die Hälfte der Kinder hatte Lepra. Und zur Schule ging niemand“, erinnert sich Prabha Jaiswal, eine ehemalige Lehrerin und Gründerin der Hilfsorganisation ASES, an den Beginn ihres Engagements.

 

Was die Kinder in der neuen Schule des Dorfes gelernt haben, setzten die Familien in den Küchengärten praktisch um. Schulungen über ökologischen Anbau, den Gebrauch von Handwasserpumpen und zur Reinigung des durch die Industrialisierung stark verschmutzten Wasser runden das Angebot der ASW-Partner ab.

 

Mit Gärten der Solidarität den Hunger beseitigen

Auch in 10 Dörfern der Region Giridith bekämpfen Adivasigemeinschaften der Santal  Hunger und Mangelernährung durch die gemeinschaftliche Anlage von Küchengärten. Vitaminreiche Nahrung wie Tomaten, Zwiebeln, Früchte oder Kräuter sollen den Nahrungsplan gesund ergänzen.

Über 100 Kleinbauern wurden zudem in nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft weitergebildet und bei der Einführung von Reisanbau nach der ertragreichen SRI-Methode geschult. Sie erhalten Saatgut, Setzlinge, Würmer für Wurmkompost und fachliche Anleitungen als Starthilfe und sollen so ihre Einkommen wesentlich steigern. In einigen Dörfern will die Dorfgemeinschaft eine gemeinschaftliche Ziegenzucht aufbauen, um die Versorgung mit Milch zu verbessern.

Aktionsgruppen arbeiten zudem zu Waldrechten, um den Zugang zu den traditionellen Produkten des Waldes zu sichern. Mit der Kultivierung von Seidenraupen in den Bäumen des Waldes und dem Verkauf der Seidenprodukte erwirtschaften die Gemeinschaften zusätzliche Einkommen. „Ich hoffe, wir können den Kindern in unseren Vorschulen bald regelmäßig ein kostenloses und gesundes Essen aus unseren Gärten geben und ein Glas Ziegenmilch“, hofft Manisha Kumari, die einen der Küchengärten bewirtschaftet.

„Das Land ist unser einziger Besitz. Es ist das, was wir unseren Kindern hinterlassen, die Lebensversicherung für den Fortbestand unserer Kultur und Identität. Es ist die Quelle unseres Lebens: Es gibt uns saubere Luft, gesunde Nahrung und klares Wasser. Dafür kann es keine adäquate Entschädigung  geben. Was uns die Regierung anbietet, ist nichts als eine Fahrkarte in die Zukunftslosigkeit.“ (ein Adivasi aus Jharkhand)