„Die Menschheit ist zu einer Massenvernichtungswaffe geworden“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres zur Eröffnung der Weltnaturkonferenz COP15, die vom 7. bis 19. Dezember 2022 in Montreal stattfand.
Diese Aussage halten wir, die ASW, für unglücklich, weil sie nivelliert. Denn die Mehrheit der Menschheit trägt nur minimal zur weltweiten Zerstörung der Biodiversität und zum Klimawandel bei. Das betont auch die Menschenrechtsorganisation Survival International in einer aktuellen Stellungnahme zur Konferenz-Halbzeit: Viele Gesellschaften, darunter zahlreiche indigene Völker, bewirtschaften und erhalten die Natur und sehen sich als Teil von ihr. Nicht die gesamte Menschheit ist für die Umweltzerstörung verantwortlich.
Es genügt, einen Blick z.B. auf den CO2-Fußabdruck der Menschen in Subsahara Afrika oder Indien zu werfen, denen oft sogar eine zu hohe Geburtenrate vorgeworfen wird. Eine Bürger:in Burkina Fasos trägt pro Kopf nur mit 0,2 Tonnen pro Jahr zum weltweiten CO2-Ausstoß bei, und selbst eine Bewohner:in des aufstrebenden Schwellenlandes Indien liegt noch unter 2 Tonnen. Dagegen stößt eine Deutsche:r knapp 8 Tonnen aus, eine durchschnittliche US-Bürger:in sogar 14 Tonnen pro Jahr.
Das zeigt: Das Problem wird durch den Konsumstandard der Wohlhabenden im Globalen Norden und den Schwellenländern sowie durch das dortige Wirtschaftswachstum verursacht.
Doch obwohl sich nun in der Abschlusserklärung 200 Staaten darauf verpflichtet haben, 30 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz zu stellen, besteht keine Garantie, dass nun etwas besser wird. Es ist „kaum realistisch“, dass in diesen geschaffenen Naturschutzgebieten bei gleichbleibendem oder steigendem Konsum kein Bergbau und keine Öl- und Gasbohrungen mehr stattfinden werden, hatte im Vorfeld Ladislav Miko, der „Biodiversitätsbeauftragte“ der Europäischen Kommission in Brüssel gewarnt.
Wir stellen daher hier die Forderung von Survival International zur Diskussion, die Fiore Longo, Leiterin von Survivals Kampagne zur Dekolonisierung des Naturschutzes, folgendermaßen formulierte: Die Aussagen, die aktuell gemacht werden, „zeigen, dass die Zukunft unseres Planeten nicht auf der COP15 in den Händen von Regierungen, Naturschutzorganisationen und Unternehmen liegen darf. Der einzige wirksame Weg, die biologische Vielfalt zu schützen, besteht darin, die Landrechte indigener Völker anzuerkennen und gleichzeitig die wahren Ursachen des Verlusts der biologischen Vielfalt zu bekämpfen – wie den vom Globalen Norden angeführten übermäßigen Konsum.“
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