10.10.2022: Fieberhaft sind Kanzler Scholz und Minister Habeck seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise dabei, die deutsche Versorgungslücke mit Gas und Öl aus anderen Weltregionen zu füllen. Im Fokus dabei ist auch das ASW-Projektland Senegal.
Hier liegen im Meer vor der senegalesisch-mauretanischen Küste erhebliche Vorräte an Gas. Seit 2017 wird dieses von BP (60% Anteile), der amerikanischen Kosmos-Energy (30% Anteile) und mit einem Anteil von 10% der staatlichen senegalesischen Öl- und Gasgesellschaft erschlossen.
Das Greater Tortue Ahmeyim- Projekt soll zum einen die Energieversorgung der beiden Anrainerländer über Pipelines verbessern. Zum anderen wird eine Flüssiggasanlage in Betrieb genommen, die dann den Export ins Ausland ermöglicht. Ab Ende 2023 soll mit Abschluss der 1. Phase bereits Flüssiggas verschifft werden. Insgesamt könnte nach bisherigen Plänen für die kommenden 30-50 Jahre Gas gefördert werden. Diese zweite Ausbauphase ist noch in Planung und es sollen weitere Investoren gefunden werden.
Wer profitiert, wer trägt die Risiken?
Gretaer Tortue und die geplanten Anlagen für den Gastransfer befinden sich allerdings in einem ökologisch sehr sensiblen Bereich. Diverse Nationalparks – wichtige Zwischenstationen und Schutzgebiete für Zugvögel und Nistplätze für Meeresschildkröten – sind genauso betroffen, wie das größte Kaltwasserkorallenriff der Welt. Die Bauarbeiten und Bohrungen am Meeresboden bedrohen dieses 200.000 Jahre alte Korallenriff und die dort beherbergte Artenvielfalt.
„Über die Gefahren des Gasprojektes für die Umwelt, aber auch für betroffene Bevölkerungsgruppen wie die Fischereifamilien wird die senegalesische Öffentlichkeit kaum informiert“, sagt Boubacar Diop, Afrikareferent der ASW. Das Projekt wird von der Regierung Macky Sall als zukunftsweisend für die weitere Entwicklung des Landes betrachtet, Industrialisierung und Arbeitsplätze sind in Aussicht gestellt.
„Viele Senegalesinnen und Senegalesen glauben der Regierung und hoffen auf bessere Zeiten, obwohl derartige Projekte bisher nie zugunsten der regionalen Bevölkerung abgelaufen sind. Das sehen wir auch gerade in den Goldabbaugebieten in Kedougou in Senegals Osten. Es ist auch völlig unklar, wie sich dieses Gasprojekt und die weiteren geplanten Offshore-Ölförderprojekte insgesamt auf die Fischbestände vor der senegalesischen Küste auswirken. Das könnte die Ernährungssicherheit in unserem Land weiter negativ beeinflussen.“
Insgesamt sei die Politik hier sehr intransparent. „Es bleibt unklar, wie die Verträge mit den ausländischen Investoren geregelt sind, wer Profite einstreicht und wer die Risiken trägt“, ergänzt Boubacar Diop.
Senegals Zivilgesellschaft will Ausbau der Erneuerbaren
So sind es derzeit vor allem internationale und nationale Umwelt- und Klimaschützer:innen, die vor Ort aufklären und eine Konzentration auf den Ausbau der erneuerbaren Energien im Senegal einfordern. Mit einer Politik der Neuerschließung von fossilen Gas- und Ölvorkommen wird auch elementar gegen die verabschiedeten Klimaziele der Glasgower Klimakonferenz von 2021 verstoßen. Hier wäre dann auch Widerstand in den europäischen Ländern gefragt, denn diese aktuelle Politik wird die Klimakatastrophe nicht verhindern können. Eine rückwärtsgewandte Politik der fossilen Energieförderung wird weder im Senegal noch in Europa zu einer lebenswerten Zukunft führen.
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