1. Unter den Folgen des Klimawandels, den zum allergrößten Teil die Eliten und Wohlhabenden dieser Welt zu verantworten haben, leiden jene Menschen am meisten, die am wenigsten zu ihm beitragen. Es sind meist marginalisierte Menschen in den ländlichen Regionen der Südhalbkugel, Kleinbäuer:innen, Landlose, Indigene, Kastenlose.
2. Klima-Ungerechtigkeit ist für uns daher auch ein Menschenrechtsthema und mit der Frage nach globaler Gerechtigkeit verlinkt. Denn in dem Maße, in dem Dürren, Zyklone und Starkregen zunehmen, werden die Menschenrechte auf Nahrung, Wohnung, Wasser und auf persönliche Sicherheit immer weniger garantiert. Das gilt gerade für Menschen, die in ländlichen Regionen und von der Landwirtschaft leben wie die oben genannten Gruppen.
Die ASW, die sich in ihrer Projektarbeit besonders für solche benachteiligte Gruppen einsetzt, fordert daher auch globale, nationale und lokale Anstrengungen in Richtung mehr Klima-Gerechtigkeit.
3. Durch den Klimawandel nimmt der Druck auf die begrenzten Landflächen dieser Welt zu und damit auch auf das Land, das für das Überleben der benachteiligten Gruppen essentiell ist. Das auf der Pariser Klimakonferenz 2015 vereinbarte Abkommen, ebenso wie der europäische Green Deal, legt einen Fokus auf Klima- bzw Treibhausgasneutralität. Statt alle Länder auf ein radikales Herunterfahren der CO2-Emissionen zu verpflichten, sollen Emissionen berechnet und gehandelt werden und in großem Maßstab durch „negative Emissionen“, sprich Aufforstungen, Schutzmechanismen für bestehende Wälder oder auch CO2-Verpressung im Boden kompensiert werden.
Wir erblicken hier einen zweiten Strang von Klima-Ungerechtigkeit. Schon heute sind Landflächen im Süden durch Rohstoffabbau, Landgrabbing, große Infrastrukturprojekte oder Anpflanzungen von Soja für Europas Fleischindustrie unter Druck. Es ist absehbar, dass für neue Aufforstungen, zur vermehrten Produktion von Agrosprit und zur Verpressung von CO2 ebenfalls auf Ländereien des globalen Südens zugegriffen wird.
Wir halten diese Verplanung von Land für Klimaschutz nicht nur für ungerecht, sondern auch für gefährlich, weil sie mit dem Menschenrecht auf Nahrung und dem Recht von Gemeinschaften auf Ernährungssouveränitat sowie mit dem Schutz der Biodiversität in Konflikt gerät. Wir fordern daher den konsequenten Schutz vor allem von kleinbäuerlichen und durch indigene und traditionelle Gruppen genutzen Landflächen und deren Beteiligung an allen Entscheidungen, die ihr Land betreffen.
Besonderes Gewicht legen wir dabei auf die Stärkung der Rechte indigener Gemeinschaften. Gemeinschaften, die den Wald bereits über lange Zeiträume verhältnismäßig nachhaltig nutzen und die in ihren Ländern meist stark diskriminiert sind, müssen vor Vertreibungen geschützt und sozioökonomisch gestärkt werden.
4. Auch mit Blick auf die Zukunft unseres Planeten setzen wir uns für eine konsequente Reduzierung der CO2-Emissionen in Europa und weltweit ein. Emissions-Reduktionsziele im Norden sollten grundsätzlich durch Vermeidung von CO2-Emissionen an der Quelle und nicht dadurch erreicht werden, dass ein weiterhin zu hoher CO2-Ausstoß kompensiert wird durch Maßnahmen in anderen Ländern, besonders im globalen Süden.
5. Wir wissen, dass auch Schwellenländer wie Indien und Brasilien massiv zum Klimawandel beitragen. (Wobei z.B. Indien nach China und den USA zwar das Land mit dem dritthöchsten CO2-Ausstoß ist, die 1,4 Milliarden Inder:innen aber pro Kopf lediglich verträgliche 2 Tonnen CO2 in die Luft blasen. Ein:e EU-Bürger:in hat im Durchschnitt einen CO2-Ausstoß von über 8 Tonnen).
Doch weil die Industrieländer des globalen Nordens das Klima spätestens seit dem 19. Jahrhundert mit CO2-Emmissionen aus ihrer Kohle-basierten Industrialisierung belasten, halten wir Ausgleichszahlungen der größten historischen CO2-Emittenten (wie England, Frankreich Deutschland, USA usw.) an besonders vom Klimawandel betroffene Bevölkerungsgruppen des globalen Südens für diskussionswürdig.
6. Wir sind überzeugt, dass das von seiner innersten Logik her auf Profitvermehrung und Wachstum angelegte Weltwirtschaftssystem mit einem konsequenten Klimaschutz und mit Klimagerechtigkeit nicht kompatibel ist. Denn in jedem Akt der materiellen Produktion und in jedem Akt der Geldanlage ist die Erwartung künftiger Profite einbegriffen, die Ausbeutung der Welt, ihrer Menschen und ihrer Ressourcen ist schon weit in die Zukunft hinein antizipiert.
Dabei werden die wahren Kosten und Schäden, die von den Unternehmen verursacht werden, verschleiert, indem Schäden an Umwelt und Biosphäre oder Verletzungen von Menschenrechten als „externe Kosten“ betrachtet werden, für die die Gesellschaft insgesamt aufzukommen hat.
Ein Wirtschaftssystem der Zukunft würde sich stattdessen an global gerechten und ökologisch vertretbaren Obergrenzen orientieren und seine Produktion auf den jeweils ausgehandelten, auf einer global gerechten Ressourcennutzung basierenden gesellschaftlichen Bedarf und der Verwendung an Gütern orientieren.
7. Wir sind überzeugt, dass sich Menschen, die sich eine menschenwürdige und nachhaltige Zukunft wünschen, zusammentun und einmischen müssen. Ohne Druck der Zivilgesellschaft werden die Staaten dieser Welt nicht die notwendigen und drastischen Schritte tun, die zur Abwendung des ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kollapses notwendig sind. Ebenso denken wir, dass jeder Mensch neben dieser Einmischung den eigenen Lebensstil überdenken und über ein bewusstes Konsumverhalten einen Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit leisten kann.
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