Nachruf

Die ASW trauert um Maria Rita dos Reis Lira vom Forum Carajás in Brasilien

 

Am 12. Februar ist die Landarbeiterin Maria Rita dos Reis Lira – Dona Rita – aus dem Dorf Carrancas verstorben. Sie gehörte zu einer der Zielgruppen unserer Projektförderung durch das Forum Carajás, das wir seit 14 Jahren unterstützen. Unsere Brasilienreferentin Silke Tribukait hat im Rahmen dieser Förderung Dona Rita kennen gelernt und sie viermal besucht. Der Koordinator des Forum Carajás, Mayron Regis, stand in regelmäßigem Kontakt. Zu ihrem Andenken haben wir den Nachruf unseres Projektpartners übersetzt.

 

„Am 12.02.24 hat meine vierzehnjährige Freundschaft mit Dona Rita ein Ende genommen. Viele Erinnerungen tauchen auf. Das Team des Carajás-Forums schlief fast immer im Haus von Dona Rita und Vicente de Paulo im Dorf Carrancas.

Im Jahr 2010 forschte ich über das Vorkommen der Frucht Bacuri auf dem Hochplateau (Chapada) der Baixo-Parnaíba-Region von Maranhão. Die Familie von Dona Rita und Vincente sammelte Bacuri aus verschiedenen Regionen der Chapada und extrahierte das Fruchtfleisch. Durch den Vormarsch von Soja-Monokulturen war ihre Existenz bedroht.

Die Idee des Forum Carajás war es, die Erhaltung der Bacuri in dem Gebiet, in dem sie lebten, zu fördern. Die größte Bedrohung für die Bacuri-Bäume und die Familie von Rita und Vicente ist die Familie Introvini. In den letzten vierzehn Jahren hat diese Familie den Frieden in der Gegend gestört, indem sie auf die Bewohner Druck ausübte, die Chapada zu verlassen und den Introvini zu überlassen. Die Familie von Vicente und Dona Rita war praktisch die einzige, die sich diesem Druck widersetzte. Dieser Widerstand hatte mit ihrer Entschlossenheit zu tun, ein Feld zu bestellen und ein Haus zu bewohnen, aber auch mit einer jahrhundertealten Lebensweise.

Dona Rita hat bei den vom Forum organisierten Treffen mit betroffenen Anwohner:innen kaum gesprochen. Sie hörte meistens nur zu. Doch irgendwann brachte der Konflikt mit den Introvini sie zum reden. Sie sagte, dass sie nicht verstehen konnte, warum die Introvini sie nicht in Ruhe ließen, wo sie doch so viel Land besaßen.

Diese Aussage war bezeichnend für ihre indigene Herkunft, die sie in sich trug. Dieses „Erbe“ zeigte sich auch in dem herzlichen Empfang, den sie ihren Besuchern bereitete. Ein einfaches Haus, in dem man nur eine Hängematte ausbreiten musste, um sich wohl und geborgen zu fühlen.
Es gab viele wertvolle innige Momente mit Dona Rita. Es ist notwendig, sich an diese zu erinnern, damit die Agrarindustrie und die Verräter der bäuerlichen Familienbetriebe, die den Cerrado zerstören, nicht das letzte Wort behalten und der Tod von Dona Rita nicht in Vergessenheit gerät.“