Es ist nicht ganz einfach die Partnerinnen zu besuchen, auch wenn es auf der Karte so aussieht, als läge das indigene Dorf der Maytapu im Sammelreservat Tapajós Arapiuns gleich um die Ecke von Santarém. Nach einer zwölfstündigen Fahrt mit dem Boot über den Tapajós, einen großen Amazonas-Zufluss, erreiche ich schließlich Pinhel in den frühen Morgenstunden. Margareth, die aktuelle Koordinatorin des indigenen Dachverbands CITA, empfängt mich herzlich. Nach einer kurzen Pause besuchen wir das mit ASW-Unterstützung gebaute Kokosnussproduktionshaus.
Einweihung des Produktionshauses
Heute wird es feierlich in meinem Beisein eingeweiht. Die Frauen halten kleine Ansprachen und auch der Kazike des Dorfes ist anwesend. Außerdem feiert Dona Mariusa heute ihren 79. Geburtstag. Natürlich muss auch ich ein paar Worte sagen, bevor wir gemeinsam ein Band aus geflochtenen Kokosfasern am Eingang des eingezäunten Gebäudes durchtrennen. Der Zaun dient dazu, freilaufende Hunde, Hühner und Schweine fernzuhalten, um die Hygiene der Produktionsstätte zu gewährleisten. Anschließend zeigen die Frauen mir die Verarbeitung des am Vortag schon gewonnenen Grundstoffs aus der geriebenen Kokosmasse, die nun unter ständigem Rühren drei Stunden vor sich hin kocht. Parallel dazu unterrichten drei junge Frauen die Schülerinnen und Schüler der kleinen zweisprachigen Dorfschule in der Herstellung von indigenem Schmuck.
Kunhãitá Makú do Coco
Vanessa, die Koordinatorin der Gruppe, hebt hervor, wie entscheidend es ist, dass die junge Generation die Bedeutung des Projekts und der Traditionen wertschätzt. Im Gespräch wird deutlich, wie sehr die Frauen nach jahrelangem Kampf um Anerkennung sich heute „empowert“ haben. Nachdem sie in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem von Männern geführten Verein AIPAPI ihre Rechte auf das transferierte Geld und Anerkennung für ihre Arbeit und Produkte erkämpfen mussten, sind sie nun stolz auf ihre eigene Gruppe, ihr „eigenes“ Haus und die Produkte. Sie haben sich einen eigenen Namen gegeben, der auf ihren T-Shirts steht KMC: Kunhãitá Makú do Coco, das ist neeghatu und bedeutet „Indigene Kokosnussfrauen“.
Herausforderungen durch Klimawandel und neue Perspektiven
„Aber das war ein langer Weg mit vielen Kämpfen“, erzählt mir Margareth. „Wir mussten nicht nur beweisen, dass wir mit unserem Kokosöl Geld verdienen können, sondern uns auch als Frauen und Indigene behaupten! Wir kämpfen noch immer gegen Vorurteile – auch im eigenen Dorf. Deshalb binden wir die nächste Generation aktiv mit ein.“
Im letzten Jahr war es besonders schwer für die Frauen, denn obwohl das Haus schon stand, durchkreuzte der durch die Klimakrise verursachte Kokosnussmangel ihre Pläne. Die Dürre führte zu Ernteausfall und erschwerte den Transport; das Dorf war monatelang fast isoliert. Dieses Jahr sieht es jedoch gut aus, und die Hoffnung auf eine gute Ernte und Ölproduktion ist groß. Gleichzeitig haben die Frauen erkannt, wie wichtig es ist, sich auf solche Krisen besser vorzubereiten. Aus dieser Einsicht heraus entstand die Idee, ein zweites Standbein durch die Herstellung von indigener Schmuckkunst und traditioneller Keramik zu schaffen.
Silke Tribukait
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