Bäuerin in Bihar bewässert Gemüsegarten

Kastenlose gemeinsam gegen Klimawandelfolgen und Diskriminierung

INDIEN

Bihar, der konservative Bundesstaat im Norden Indiens, ist schon lange bekannt für die besonders extreme Ausgrenzung der über 13 Mio. kastenlosen Dalits. Seit einigen Jahren zeigen sich hier zudem die Folgen der Klimaveränderungen massiv – in Form lang anhaltender Dürrezeiten oder zu starker Monsunregen, die die eingedeichten Flüsse über die Ufer treten lassen. Gesellschaftliche Benachteiligung, Trockenheit, Überschwemmungen – zusammen schafft das eine gefährliche Lage für  die armen Bevölkerungsschichten, deren Ernährung nun nicht mehr gesichert ist.

Folgen des Klimawandels kombiniert mit Rechtlosigkeit

„Die Versorgung mit gesunden Grundnahrungsmitteln ist katastrophal, besonders für Kinder, heranwachsende Mädchen und Frauen“, berichtet Kavindra Kumar Pandey, der CWS-Koordinator für die Projektregionen Banky Bazar und Barachatti. So sind Untersuchungen zufolge 77% der Kinder unter 5 Jahren und 64 % der schwangeren Frauen unterernährt. Die meisten Dalits werden nahezu komplett von der Bildung ausgeschlossen. So kennen sie nur selten ihre Rechte und werden aufgrund des Stigmas der Kastenlosigkeit auch um ihnen zustehende Förderungen betrogen.

Diejenigen, die Landwirtschaft auf dem Gemeinschaftsland betreiben, haben keine Mittel für Bewässerungssysteme. Sie sind vom Monsun abhängig. Dieser kommt aber immer unregelmäßiger - unsichere Zeiten der Aussaat und Dürren schmälern die Ernten. Ein zunehmend großer Teil der Dalits muss deshalb unter ausbeuterischen Bedingungen als Tagelöhner in den größeren Landwirtschaftsbetrieben Arbeit annehmen.

Frauen aus Dalit-Gemeinschaften fangen an zu partizipieren

Um die Situation zu verbessern, fahren unsere Partner:innen in Bihar zweigleisig. Zur Stärkung der ausgegrenzten Dalitgemeinschaften wurden in allen 10 Dörfern des Projektgebietes Dorfkomitees gegründet. Die kastenlosen Bäuer:innen sollen befähigt werden, den Bedarf an gesunden Grundnahrungsmitteln zu ermitteln und öffentliche Unterstützungen zu erlangen. Die ausgegrenzten Dalits, besonders die Frauen, erhalten so eine Stimme in den Dörfern.


Gemeinschafts-Teiche bringen Synergien

In der extrem trockenen Gegend stehen und fallen Verbesserungen aber mit dem Zugang zu Wasser. Unser Partner, das CWS in Bihar, hat daher in einigen Dörfern ein Wasserprojekt gestartet, das über den Bau größerer Wasserteiche mit Rückhaltedamm Wasser für alle Dorfbewohnerinnen verfügbar macht. Gefüllt werden diese in der Monsunzeit. Ein Teich mit Damm in einem Gelände mit maximal 2 % Gefälle gewährleistet effiziente Wassersammlung und -verteilung für potenziell 80 Acres Land, also rund 32 Hektar.

Mit den Tanks werden gleich mehrere Veränderungen angestoßen. Bei den Menschen, besonders den Frauen, wächst das Gefühl der Eigenverantwortung, weil sie als Gemeinschaft in die Planung, Umsetzung und Instandhaltung der Gemeinschaftsteiche einbezogen sind. Außerdem werden die Bäuer:innen zur Diversifizierung und zur zeitlichen Veränderung ihres Anbaus gebracht. Sie können mit dem gespeicherten Wasser nun den ganzen Jahreszyklus Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse anbauen. Außerdem werden sie in Fischzucht geschult, so dass sie von den Teichen noch einen weiteren Nutzen haben.

Vor allem Dalitfrauen profitieren

Vor allem den Frauen eröffnen sich so Möglichkeiten für neue Aktivitäten zur Sicherung des Lebensunterhalts. In ein so diversifiziertes Agro-Fisch-System können sie auch noch Geflügel-und Ziegenzucht sowie Obstbau integrieren. Oft lässt sich ein Überschuss an Fisch und Gemüse für die Vermarktung produzieren. Das macht besonders die Dalitfrauen noch ein Stück unabhängiger.

Wie unser Partner im November 2024 berichtete, sind in den Dörfern Duari und Nawadih die Tanks bereits fertiggestellt und seit dem Monsun mit Wasser gefüllt. In ihrer Umgebung wachsen bereits Zitronengras, Hülsenfrüchte und Mango-, Guave- und Zitronensetzlinge.

Damit die Dalitgemeinschaften in Bihar diesen Weg zu einer diversifizierten Lebenssicherung weitergehen können, bitten wir Sie um Ihre solidarische Unterstützung!