INDIEN
Ranjana Nayak wiegt ein halbes Kilo Pilze ab. „Hier, die geben wir dir, weil ihr von JJS uns so schon so viel geholfen habt."
Ranjana ist Mitglied einer 13-köpfigen Selbsthilfegruppe im Dorf Bhoisahi im Bundesstaat Odisha, die von der NGO JJS begleitet wird. Die Organisierung von Frauen aus benachteiligten Adivasi- und Dalitgemeinschaften in Selbsthilfegruppen und die Unterstützung bei ökonomischen Aktivitäten wie Pilzzucht sind JJS-Programmschwerpunkte.
„Bevor uns JJS ermunterte, unser Probleme gemeinschaftlich anzugehen, war bei uns alles schwierig“, sagt Ranjana, die nun seit vier Jahren in ihrer SHG aktiv ist. „Frauen sind hier kaum etwas wert und unsere Kinder bekommen keine gute Schule. Und wir haben kein Geld für Malariaschutz, Medikamente, Schulhefte.“
Die Gruppe JJS, deren Koordinator Nakul Chandra Swain bei unserem Besuch des Dorfes Bhoisahi aus der Regionalsprache ins Englische übersetzt, zielt auf eine umfassende Stärkung von Frauen und mittelloser, diskriminierter Menschen. Viele hier in der Region Puri gehören benachteiligten Gruppen an und Kastendiskriminierung und Korruption sind Alltag. Regionalfürsten behindern jede ökonomische und soziale Verbesserung. Daher werden die Frauen in den Beratungsprogrammen von JJS auch zum Aufbau einkommensschaffender Maßnahmen über Sparaktivitäten ermuntert. Über das Sparprogramm erhalten die Frauen Zugang zu den zinsgünstigen Dorfkrediten lokaler Banken.
„JJS hat uns in den Workshops angeregt, von unserem wenigen Geld dennoch ein klein wenig anzusparen, um das günstige staatliche Kreditprogramm für arme Menschen nutzen zu können. Dann haben wir zusammen überlegt, wie wir es in der Selbsthilfegruppe am besten einsetzen können. JJS hat uns auch vor den Vertretern der Mikrokreditfirmen gewarnt, die in die Dörfer kommen und uns Frauen hohe Kredite andrehen wollen, die wir nie zurückzahlen können.“
Die 13-köpfige Gruppe von Ranjana hat dann mit der Pilzzucht angefangen. In Lehrgängen von JJS haben sie gelernt, wie einfach sie die Pilze in ihren kleinen Hinterhöfen oder an der Hauswand ziehen können. Und sie haben erfahren, dass sich das verwendete Stroh danach als Dünger für ihre Küchengärten nutzen lässt. Die Pilze lassen sich in der Region gut vermarkten und die Frauen konnten ihr Einkommen schon merklich aufbessern.
„Wenn wir in unserer Gruppe zusammenkommen, besprechen wir nicht nur die Pilzzucht“, sagt Ranjana. „Wir überlegen auch, wie wir uns als Frauen vor Gewalt oder anderen Übergriffen der Reichen hier schützen können. Wir überlegen auch, wie wir unser Dorf am besten ‚entwickeln‘ können, damit es unseren Familien und Kindern zukünftig besser geht.“
Denn in den Workshops sind die Frauen auch geschult worden, auf der Dorfebene mitzuentscheiden. Heute nehmen die SHG an jeder Dorfversammlung aktiv teil. Wie in Bhoisahi haben sich auch in anderen Dörfern Frauen in Gruppen zusammengetan und angefangen aktiv zu werden. Zusammen mit JJS entwickeln sie Pläne für die Entwicklung des ganzen Dorfes. „Oft müssen wir noch die Dorfoberen überzeugen, dass diese Dinge für alle sinnvoll sind und sie dazu bringen, unsere Vorschläge auch an die nächsthöheren Behörden weiterzugegeben. Wenn sie umgesetzt werden, dann hätten wir hier endlich Schulen in der Nähe oder richtige Straßen.“
Ob diese Verbesserungen in absehbarer Zeit kommen oder nicht: Ranjana Nayaks Gruppe und die der anderen Dörfer verbessern ihre Lage unterdessen selbst, indem sie über Pilz-, Blumen-, Ziegen- oder Hühnerzucht neue Einkommensquellen erschließen. Gemeinsam gehen sie die neuen Aktivitäten an und mischen immer stärker bei Dorfentscheidungen mit. All das sind kleine Bausteine, über die sie für sich und ihre Familien ein gerechteres und besseres Leben aufbauen.
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