Brasilien: Frauenversammlung bei Malungu 2022 Aufschrift auf dem T-Shirt: Consciéncia negra - "schwarzes Bewusstsein". Frauenversammlung von MALUNGU 2022

Landrechte für Quilombolas

BRASILIEN

Die Quilombola-Organisation MALUNGU ging aus der Bewegung hervor, die seit Ende der 1980er Jahre für die Landrechte von Quilombos kämpft – Gemeinden der Nachfahren ehemaliger Sklavinnen – , und die sich 2004 mit ihrem nationalen Dachverband CONAQ einen offiziellen Status gegeben hat.
Obwohl die Landrechte der Quilombo-Bewohner:innen, auch Quilombolas genannt, seit 1988 in Brasiliens Verfassung verankert sind, sieht die Realität in dem von Ungerechtigkeit geprägten Land anders aus. MALUNGU setzt sich unabhängig von parteipolitischen Ansichten für die Landrechte der Quilombolas im Bundesstaat Pará ein und stärkt die Menschen für mehr Partizipation.

Informierte und engagierte Frauen verändern auch die Gesellschaft

Besonderer Fokus der Projektförderung lag in den vergangenen Jahren auf der Stärkung der Frauen innerhalb der Bewegung. Denn ein Großteil der schwarzen Frauen im ländlichen Pará steckt dort in prekären Arbeitsverhältnissen ohne jede Perspektive. Viele wandern daher in die Städte ab, um wiederum in informellen und schlecht bezahlten Jobs zu arbeiten, meist als Hausangestellte. Oft sind sie Analphabetinnen oder haben nur wenige Jahre Schulbildung genossen. Zwar gelingt immer mehr jungen schwarzen Frauen der Schulabschluss und mit diesem auch der Eintritt in Universitäten. Der soziale Aufstieg bleibt den meisten allerdings verwehrt. Die Ursachen sind u.a. Sexismus und Rassismus auf dem Arbeitsmarkt.

Damit die Frauen ihre Rechte kennenlernen, sich austauschen, selbstbewusster werden und so aktiv zu einer geschlechter-gerechteren Gesellschaft beitragen, werden seit 2002 alle zwei Jahre in Quilombolagemeinden Frauentreffen organisiert. Die Frauen der jeweiligen Gemeinde, die das Treffen ausrichtet, üben sich so auch in Mitgestaltung und Partizipation - bei Treffen immer am gleichen Ort bzw in einer Stadt würde dieser Effekt wegfallen.

Auch über Gesundheitsfragen, Landrechte, nachhaltige Entwicklung, Kultur, und Bildung wird bei diesen Treffen diskutiert – und besonders wichtig ist dabei der Austausch von Erfahrungen, z.B. auch über ganz praktische Dinge wie der Ökoanbau bestimmter Ackerpflanzen. Auf dem Programm stand natürlich auch die Situation unter Bolsonaro, wo konservative Kräfte versuchten, die sozialen Kämpfe, insbesondere die Kämpfe der schwarzen Frauen, unsichtbar zu machen.

Die ASW hat bereits in der Vergangenheit (2014 und 2018) solche Treffen unterstützt. Das für 2020 geplante Treffen wurde aufgrund der Corona Pandemie ausgesetzt und 2022 nachgeholt.

Ein großer Erfolg ist, dass die Quilombola sich inzwischen auch auf internationaler Ebene engagieren. Ähnlich wie die indigenen Völker Brasiliens können sie ein wertvolles Erfahrungswissen zum Erhalt sensibler Ökosysteme beisteuern. So nahm z.B. Erika Monteiro von Malungu als Vertreterin des nationalen Quilombola-Verbandes CONAQ auf der Klimakonferenz in Ägypten teil.

Wir hoffen nun zusammen mit unserer Partnerorganisation Malungu darauf, dass die neue brasilianische Regierung ihr Versprechen umsetzt und die per Verfassung garantierten Landrechte der Quilombolas endlich Realität werden.

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