Freiwillige CO2-Kompensationen der Industrie sind kein Klimaschutz

 

Recherchen des britischen „The Guardian“ und der deutschen „Die Zeit“ haben die Fragwürdigkeit freiwilliger CO2-Kompensationsprojekte ans Licht gebracht. So beruhten 90 % der vom führenden Entwickler von Kompensationsstandards, Verra, verwalteten Projekte auf falschen Grundlagen.
Ähnliche Ergebnisse erbrachte eine Recherche der Investigationsplattform „Follow the Money“ für das Waldschutzprojekt Kariba in Simbabwe, das von der schweizerischen Klimabewertungsfirma South Pole gemanaged wird. South Pole verkaufte auf der Grundlage der CO2-Ausgleichskapazität des Kariba-Waldes Emissionsrechte an Firmen wie Volkswagen, Gucci, Mc Kinsey und den Energieversorger Greenchoice, die sich in der Folge als „nachhaltig“ und „klimaneutral“ inszenieren konnten.
Dummerweise vergab South Pole dabei Gutschriften über sehr viel mehr Emissionen, als der Wald tatsächlich ausgleichen kann. Durch diese Überbewertung stieß das Kariba-Projekt unter dem Strich mehr CO2 aus, als es einsparen konnte.

Beide Beispiele zeigen, dass solche Ansätze eines „marktbasierten“ Klimaschutzes auf freiwilliger Basis nicht funktionieren. Daher dürfen die EU-Staaten freiwillige Kompensationsgeschäfte der Industrie nicht als gültige Form des Klimaschutzes fördern.
Das aber will die EU. Im November 2022 legte die Kommission einen Vorschlag für eine Verordnung der Europäischen Union (EU) zur Zertifizierung von Kohlenstoffbindung vor - das Carbon Removal Certification Framework (CRCF). Ihr Vorschlag enthält freiwillige Mindeststandards für Unternehmen, die freiwillige Kohlenstoffkompensationen zertifizieren.

Das ist gefährlich, weil dadurch noch größere Mengen unzulänglicher und klimaschädlicher Emissionszertifikate ausgegeben werden könnten.
Solche „Kompensationsmodelle“, die keine sind, sowie der sogenannte „Zertifikate-Handel“, der ebenfalls höchst undurchsichtig strukturiert ist, gehören zugunsten verbindlicher CO2-Reduktionsziele abgeschafft.