Agrarökologie - Die Antwort auf Klima- und Ernährungskrise


Aus Sicht des Globalen Südens heißt die Lösung für die Landnutzungsfrage Agrarökologie. Auf ein und derselben Landfläche werden durch eine an die natürlichenBedingungen angepasste Landwirtschaft die Anforderungen des Klima-und Biodiversitätsschutzes sowie die Ernährungssicherung optimal zusammengeführt.

Nord-Süd-Organisationen inklusive wir als ASW haben Agrarökologie schon vor Jahren als ein Konzept aufgegriffen, das den mehrheitlich kleinbäuerlichen Nahrungsproduzent:innen des Globalen Südens die Existenz sichert und zugleich ihre Selbstbestimmung stärkt. Das geschieht z.B. dadurch, dass Kleinbäuer:innen sich nicht mehr durch chemische Düngemittel und Pestizide verschulden müssen, sondern diese durch natürliche Varianten wie Kompost und biologischen Pflanzenschutz ersetzen.

Agrarökologie stärkt auch die bäuerliche Souveränität

Die Selbstbestimmung wird aber vor allem dadurch gestärkt, dass sie sich durch die Vermehrung von eigenem, lokal angepasstem Saatgut aus der Abhängigkeit von der Agrarindustrie befreien und dabei u.a. auf ihr traditionelles bäuerliches Wissen setzen. So haben sie die Möglichkeit, sich ein unabhängigeres und stabileres Einkommen zu sichern, fern von unfairen Verträgen. Agrarökologie in diesem Verständnis ist daher eng mit „Ernährungssouveränität“ verbunden und hat dadurch auch eine kulturelle Komponente: Gemeinschaften vor Ort und nicht mehr die Agrar- und Ernährungsindustrie des globalen Nordens bestimmen, was sie essen und produzieren wollen und wie sie das tun.

Wichtig für die Zukunft nicht nur der ärmeren Gruppen des Globalen Südens, sondern für die Menschheit und unseren Planeten ist auch, dass in Agrarökologie eine ganz andere Sichtweise auf die Natur steckt als in der konventionellen Landwirtschaft. Die Natur wird nicht mehr als ein bloßer Produktionsfaktor gesehen, aus dem man so lange Profit schöpft, bis er verbraucht ist. Sie ist in biologischer, kultureller und ästhetischer Hinsicht die Basis menschlichen Lebens, das in sie und ihre Kreisläufe eingebunden ist.

Biodiversität ist mehr als ein Produktionsfaktor

In der Praxis – auf dem Feld – zeigt sich agroökologischer Anbau in einem reichen Bestand verschiedenster Pflanzensorten. Die Kleinbäuer:innen beim ASW-Partner FASE in Brasilien pflanzen z.B. Maniok, Bananen, Bohnen und Koriander unter Açaí- oder Bacuribäumen, die Schatten spenden und mit ihren Blättern zugleich die Felder düngen. Sie praktizieren damit Agro-Forst-Systeme, die aus ihren selbst entwickelten Anbausystemen hervorgegangen sind. „Techniken, die vor allem beim Anbau in der Regenzeit nützlich sind, hatten mir gefehlt“, berichtet der Bauer Pastana aus Bacuri. „Ich beobachte die Natur und versuche zu ergründen, warum sie so funktioniert. Dann kopiere ich ihre positiven Eigenschaften.“ Die lokalen Bäuer:innen in Brasiliens Amazonasregion betreiben also schon seit Jahren selber Agrarökologie, ohne ihre Anbaupraxis so zu nennen.

Auch im Senegal und in Indien unterstützt die ASW von Gemeinschaften getragene Agroforstsysteme. Auch dort sind die Kleinbäuer:innen zu sichereren Erträgen und mehr Unabhängigkeit gelangt, haben zu einer Regenerierung erschöpfter Böden und Wasservorräte beigetragen und so dafür gesorgt, dass auch nachfolgende Generationen von ihrem Land leben können.
Mit diesen Partnerinnen teilen wir als ASW die Überzeugung, dass Agrarökologie die landwirtschaftliche Methode der Zukunft ist und nur sie es schafft, unser Überleben und das anderer Spezies auf unserem Planeten zu sichern.

zurück