Wenn der Amazonaswald abbrennt....

Brasilien zahlt einen hohen Preis für den Lebensstil der Eliten in Nord und Süd


„Ich bin gestern von der Weltklimakonferenz aus Baku zurückgekommen, wo es nicht gelungen ist, die Industrieländer, die am meisten für den Klimawandel verantwortlich sind, zu einem wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise zu bringen.(...) Infolgedessen werden die Bevölkerungen des globalen Südens, wie die Menschen Brasiliens, weiterhin die Rechnung bezahlen müssen“, schrieb uns unsere Partnerin Sara Perreira,  Koordinatorin der ASW-Partnerorganisation FASE Amazonia, am 25. November 2024.

Im Jahr 2024 war der Preis, den Brasilianerinnen zu entrichten hatten, besonders hoch. Durch die Dürren brannten in Brasilien 30,86 Millionen Hektar Wildnis nieder – eine Fläche vergleichbar mit Italien. Allein im Dezember gingen Gebiete von der Größe des Libanons in Flammen auf. Im Vergleich zu 2023 stieg die verbrannte Fläche um 79 %, was eine alarmierende Entwicklung darstellt. Besonders betroffen war der Bundesstaat Pará, der etwa 24 % der brasilianischen Waldbrände verzeichnete. Das ist besonders brisant, da Pará Gastgeber der COP-30 sein will.

Vor allem die Amazonas-Region brennt

Zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen waren Wälder stärker von Bränden betroffen als Gras- und Weideflächen. 58 % der verbrannten Flächen entfallen auf den Amazonas. Wälder sind besonders gefährdet, da sie Jahre zur Regeneration benötigen und bei Trockenheit eine hohe Wahrscheinlichkeit der Wiederentzündung besteht. Der Höhepunkt der Brände wurde im September erreicht, wobei viele mutmaßlich durch Menschen verursacht wurden. Insbesondere illegale Goldsucher und Holzfäller zündeten Flächen an. In 119 Fällen von Brandstiftung wird derzeit ermittelt.

Mit 1.800 Katastrophen ein Rekordjahr

Zusätzlich stellte Brasilien 2024 einen Rekord für Naturkatastrophenwarnungen auf. Insgesamt wurden 3.620 Warnungen ausgegeben, in 1.800 Fällen folgten auch reale Katastrophen. Der Schwerpunkt der Warnungen zielte auf Überschwemmungen wie in Rio Grande do Sul oder in Ballungsräumen wie São Paulo, Belo Horizonte, Rio de Janeiro und Salvador. Manaus war jedoch mit 50 Warnungen die am stärksten betroffene Stadt.

2,4 Millionen Menschen waren  betroffen

Naturkatastrophen verursachten in Brasilien 2024 wirtschaftliche Schäden in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar. Überschwemmungen im April und Mai allein führten zu Verlusten von 5 Milliarden US-Dollar und erheblichen Zerstörungen. Dürren verursachten Schäden von etwa 470 Millionen, Brände 360 Millionen und Stürme weitere 570 Millionen US-Dollar. Insgesamt waren 2,4 Millionen Menschen betroffen.

Das neue Jahr 2025 beginnt mit Überschwemmungen

Auch 2025 begann turbulent: Am 1. Januar führten massive Regenfälle in Porto Alegre, der Hauptstadt von Rio Grande do Sul, zu Überschwemmungen in fünf Bezirken. Über 100.000 Menschen waren ohne Strom, und der öffentliche Nahverkehr kam zum Erliegen. Innerhalb von 24 Stunden fielen 88 mm Regen, mehr als die Hälfte der prognostizierten Monatsmenge (144 mm). Ein Grund für die schweren Auswirkungen war das Versagen der Pumpstationen aufgrund von Sparmaßnahmen.

Die extremen Regenfälle im vergangenen April und Mai trafen den Süden Brasiliens besonders hart. 183 Menschen starben, 27 werden vermisst, 806 wurden verletzt, und 600.000 mussten evakuiert werden.

Von Leif Leonhard