Zwei Wochen vor der Flutkatastrophe in Spanien wurde schon der Senegal Mitte Oktober 2024 von einer Jahrhundert-Überschwemmung heimgesucht. Entlang des Senegal-Flusses und dessen Nebenfluss Falémé waren über Hunderte von Kilometern alle Dörfer betroffen. Noch heute stehen in diesen Katastrophenregionen im Norden und Nordosten des Senegal Landflächen unter Wasser.
Vorangegangen waren lang anhaltende und für die Region zu späte Regenfälle, die den Senegal-Fluss den Falémé hatten ansteigen lassen. Als die Flussbecken nichts mehr aufnehmen konnten, wurden am Falémé-Staudamm und am Manantali-Staudamm (Quellfluss des Senegal-Stromes in Mali) für kurze Zeit die überlasteten Staumauern geöffnet, um eine noch größere Katastrophe und den Zusammenbruch der Stromversorgung abzuwenden*. Die dadurch vervielfachten Wassermassen der Flüsse überfluteten Felder und Dörfer.
Genau zur Erntezeit....
Die Regionen Matam, Tambacounda und Kedougou sind am stärksten betroffen. 56.000 Menschen verloren ihre Häuser, Tiere und Felder und mussten umgesiedelt werden. Viele Bauern, die gerade dabei waren, ihre Ernte einzubringen – denn Oktober ist Erntezeit – mussten mit ansehen, wie ihre Felder von den Wassermassen überschwemmt wurden. Damit waren die Überschwemmungen nicht so plötzlich und nicht so tödlich wie die aktuellen in Spanien. Aber unter den Folgen werden die Bauern der betroffenen Regionen und Senegals Landwirtschaft noch lange zu leiden haben. Außerdem droht nun eine Gesundheitskrise durch sich ausbreitende Krankheiten.
Solche Extremereignisse werden in Senegal immer häufiger. Ein von einer Weltbankgruppe erstellter Bericht** prognostiziert, dass diese Art von Phänomenen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bis 2050 mehr als 2 Millionen Senegalesen in extreme Armut stürzen könnte.
Klimaungerechtigkeit extrem.....
Leider treffen diese Phänomene die schwächsten Bevölkerungsgruppen. Matam und Kédougou gehören zu den am stärksten benachteiligten Gebieten Senegals, in denen es an grundlegender sozialer Infrastruktur mangelt. Die Straßen sind unzugänglich, es fehlt an Krankenhäusern und Schulen. Und das, obwohl die Regionen mit Bodenschätzen gesegnet sind. In Kédougou wird Gold abgebaut und Matam verfügt über große Phosphatreserven und ein bedeutendes landwirtschaftliches Potenzial. Doch die Menschen vor Ort sind an der Ausbeutung dieser Ressourcen und an den Profiten kaum beteiligt.
Dies macht die Bevölkerung zu Opfern einer doppelten Ungerechtigkeit: einer wirtschaftlichen und einer klimatischen Ungerechtigkeit.
Von Boubacar Diop
* Der Manantali-Staudamm ist ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Senegal, Mali und Mauretanien und wird von der Regionalorganisation OMVS (Organisation pour la mise en valeur du fleuve Sénégal) betrieben.
** Groupe de la Banque mondiale, Octobre 2024, SÉNÉGAL, RAPPORT NATIONAL SUR LE CLIMAT ET LE DÉVELOPPEMENT https://reliefweb.int/report/senegal/senegal-rapport-national-sur-le-climat-et-le-developpement-resume-analytique-octobre-2024
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