Die Bergbauindustrie ist einer der größten Wirtschaftszweige Simbabwes. Dabei werden in den Minen nicht nur Nickel, Platin, Kupfer oder Lithium sondern auch große Mengen an Gold aus Erzgesteinen gewonnen. Gold ist dabei neben Platin und Tabak eines der wichtigsten Exportgüter des Landes und trug 2018 rund 18% zu den Staatseinnahmen und 7% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Neben sogenannten Small-Scale Miners und handwerklichen Goldschürfern sind dabei vor allem sechs Großunternehmen involviert. Einer dieser globalen Player ist das kanadische Bergbau- und Aktienunternehmen Caledonia Mining.
Die Blanket Mine als neokoloniale Goldgrube
Der Konzern Caledonia Mining ist Betreiber der simbabwischen Bergbaumine „Blanket Mine“, welche etwa 15 km von der Provinzstadt Gwanda, in der Region Matabeleland, liegt. Bis 2006 war die Mine im Besitz des Unternehmens Kinross Gold Corp. (KGC), welches außer in Simbabwe Goldexplorationen in Westafrika und Brasilien vornimmt.
Der Goldabbau findet in der Blanket Mine seit über 115 Jahren statt. Seit der Grundstückübernahme durch Kinross Gold 1993, gingen immer größere Besitzanteile der Mine in die Hände ausländischer Unternehmen über. Mittlerweile besitzt Caledonia Mining rund 64% der Mine, simbabwische Aktionäre dagegen nur noch 36%. Ziel des Konzerns ist es, laut dem Finanzportal wallstreet:online, die Anteile und somit den Eigentumsanspruch an der Goldmine zu erweitern.
Die Möglichkeiten dazu hat er: Rein rechtlich gibt es in Simbabwe keine Beschränkungen hinsichtlich der Unternehmensbeteiligung im Goldabbau. Lediglich im Platin- und Diamantensektor ist eine Mindestbeteiligung inländischer Unternehmen von mind. 51% vorgeschrieben.
Zusätzlich zu diesen für internationale Konzerne äußerst attraktiven Regelungen, sind im Rahmen von Bergbaureformen Senkungen von Lizenzgebühren und ein erleichterter Zugang zu Exportlizenzen geplant. Die simbabwische Regierung und Bergbaupolitik legt damit ihren Wirtschaftsfokus langfristig nicht nur auf die Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen, sondern trägt zudem dazu bei, dass dadurch sogenannte „Global Player“ in dem Land auch politisch an Einfluss gewinnen.
Soziale Misstände und Arbeitslosigkeit
Die Wirtschaft Simbabwes ist seit Beginn der 2000er starken Schwankungen ausgesetzt. Nach dem Sturz des Langzeitherrschers Robert Mugabes 2017, waren die Hoffnungen in den neu ernannten Präsidenten Emmerson Mnangagwa groß. Der ehemalige Vizepräsident kündigte Reformen an, die unter anderem den Berggbausektor betreffen sollten. 2018 fiel Simbabwe allerdings in eine schwere Wirtschaftskrise, die mit horrenden Lebensmittel- und Ölpreisen verbunden war, welche besonders die lokale Bevölkerung trafen. Die versprochenen Reformen und Verbesserungen im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich blieben daraufhin weitestgehend aus.
Simbabwe liegt laut Untersuchungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hinsichtlich der allgemeinen Arbeitslosigkeit, der Jugendarbeitslosigkeit und der Perspektiven für Frauen im globalen Vergleich ganz hinten.
Besonders in Minenregionen gibt es überdurchschnittlich viele Schulabbrechende. Dabei suchen sich die betroffenen Personen meist Anstellungen im informellen Sektor, um ihre wirtschaftliche Situation und die ihrer Familie zu verbessern. Der zu großen Teilen ländlichen Bevölkerung Simbabwes (70% leben auf dem Land) fehlt es an finanziellen Mitteln und dem Zugang zu Ressourcen, wie der Gesundheitsversorgung oder Bildung. Aufgrund der fehlenden Arbeitsmöglichkeiten vor Ort sind viele Männer gezwungen, Anstellungen als Goldschürfer in meist informellen Goldbetrieben anzunehmen oder für die Jobsuche nach Südafrika zu migrieren. Dies lässt viele Frauen zurück, denen die Arbeit in den Minen untersagt ist.
Förderung nur für multinationale Unternehmen
Obwohl 2018 21 der insgesamt 35 in Simbabwe produzierten Tonnen Gold in Small Scale Mining-Betrieben und Kleinbetrieben hergestellt wurden, wird weiterhin ausschließlich die Goldproduktion der Großunternehmen gefördert. Dadurch bleibt ein Großteil der Bevölkerung des Landes auf der Strecke.
Die Regierung Simbabwes setzt vorwiegend auf die Unterstützung und Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen und deren Investitions- und Expansionsprojekten in den Goldregionen. Dabei vernachlässigt sie nicht nur Kleinbetriebe, sondern stellt sich ganz klar auf die Seite ausländischer Akteure, die die Ressourcen und Arbeitskräfte des Landes nutzen, um ihre Gewinne und Dividenden zu steigern.
Die Auswirkungen zeigen sich beispielsweise in der Stromversorgung und Infrastruktur des Landes. Viele Straßen Simbabwes sind marode und kaum befahrbar. Die wenigen gut befahrbaren und zugänglichen Straßen sind Fracht- und Zugangswege zu den Goldminen. Eine ausgebaute Teerstraße etwa verbindet die Zulieferer aus Johannesburg mit der Blanket Mine im Süden Simbabwes. So werden die benötigten Arbeits- und Ausrüstungsmaterialien von dem südafrikanische Ableger Caledonias zur Mine transportiert.
Ähnlich sichtbar wird die Politik des Landes im Stromversorgungsektor. Da Simbabwe vorwiegend auf Wasserkraft zur Energieerzeugung setzt und extreme Dürren in den letzten Jahren zugenommen haben, ist eine kontinuierliche Stromversorgung der Bevölkerung nicht gewährleistet. Dadurch kommt es zu regelmäßigen Stormausfällen in den verschiedenen Regionen des Landes. Für Caledonia Mining stellen diese Gegebenheiten jedoch keine Hürde dar: Das Unternehmen kann sich nicht nur vier Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung leisten, sondern verfügt zudem über einen Vertrag mit dem staatlichen Stromversorger ZESA Holdings. Dieser ermöglicht eine dauerhafte Versorgung der Mine mit Strom und verhindert so Unterbrechungen der Produktionsabläufe.
Wie weiter?
Bis 2021 planen die Träger der Goldminen Investitionen von mehr als 270 Millionen USD. Für den Ausbau der Blanket Mine sollen weitere 10 Mio Dollar aufgebracht werden. Es wird mit einem stetigen Wachstum der Goldindustrie gerechnet. Auch der amtsinhabende Präsident Mnangagwa kündigt für die Zukunft weitere unternehmensfreundliche Reformen an.
Diese Reformen und Bestrebungen zur Öffnung des Marktes und Expansion der Bergbauindustrie werden ohne Zweifel zu weiteren Profitsteigerungen der Unternehmen führen. Allerdings bleibt die Frage offen, inwieweit die Bevölkerung vor Ort von den Maßnahmen profitieren wird.
Die Förderung und Zusammenarbeit mit großen ausländischen Goldunternehmen birgt nicht nur die Gefahr einer zunehmenden Abhängigkeit von Global Players, sondern verfestigt zudem neokolonialistische Strukturen wie sie seit der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 vorherrschen. Diese Ausbeutung simbabwischer Arbeitskräfte und der natürlichen Ressourcen des Landes durch internationales Kapital führt nicht nur zu wirtschaftlicher, sondern auch zu sozialer und politischer Instabilität. Unternehmen wie Caledonia Mining sind dabei wenig interessiert an einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaftsentwicklung, sondern wollen vor allem eines durchsetzen: ihre eigenen Interessen.
Alina Brangs
Caledonia Mining Cooperation hat als Aktiengesellschaft einen aktuellen Börsenwert von 183,68 Mio. US-Dollar (156,88 Mio Euro). Das Unternehmen mit seinem Börsensitz in New York, London und Frankfurt konnte allein 2019 durch den Abbau in der Blanket Mine, über 55.000 Unzen Gold, mit einem Marktwert von knapp 856 Dollar pro Unze produzieren. Bis 2021 soll die Förderleistung sogar auf 80.000 Unzen im Jahr und langfristig auf 250.000 Unzen jährlich gesteigert werden.
Hinter diesen Zahlen steckt eine klare Strategie: im Sinne der Unternehmensdevise „Exploration und Expansion“ soll mittels langfristigen Investitionen, Produktionsverbesserungen und Ressourcenneuentdeckungen das Einflussgebiet des Konzerns erweitert und eine maßgebliche Umsatzsteigerung erzielt werden.
Seit 2012 wurde aus diesen Gründen die Minenanlage, inklusive des Schachts kontinuierlich weiter ausgebaut. Eine dieser Produktionsverbesserungen wurde 2010, in Form eines automatisierten Schachtladesystems umgesetzt. Durch den Einsatz dieser Beförderungsanlage konnte die Transportmenge der Erzaufschüttungen von 500 Tonnen pro Tag auf 3.500 Tonnen gesteigert werden. Dies führte nicht nur zu Einsparungen der Betriebskosten, sondern auch zu Kürzungen im Personalsektor.
Quellen:
https://www.swp-berlin.org/10.18449/2019S07/#hd-d44765e321
https://www.liportal.de/simbabwe/gesellschaft/
https://www.finanzen.net/aktien/caledonia_mining_3-aktie
https://miningzimbabwe.com/mining-challenges-faced-by-artisanal-small-medium-scale/
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