Über die deutsche Kolonialzeit in Togo ist recht wenig bekannt. Das mag an der vergleichsweise kurzen Besatzung von 1884-1916 liegen. Bereits zu Beginn des ersten Weltkrieges 1914 zogen sich die deutschen Kolonialherren zurück. Togo wurde unter britische und französische Verwaltung gestellt. 1952 folgte der Anschluss West-Togos an die englische Kolonie Ghana. Der französische Teil, das heutige Togo, wurde 1960 unabhängig. Seit 1967 regieren die Familie Gnassingbé und das Militär das Land, damals wohlwollend von Deutschland unterstützt, besonders vom bayrischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß.
1884 reiste der Afrikaforscher Gustav Nachtigall nach Kamerun, um die dortige deutsche Kolonie zu verfestigen. An der Küste Togos konnte er einige Stammesführer zu „Schutzverträgen“ überreden. Durch weitere solcher Verträge begründete sich ein festes „Schutzgebiet“, das durch Expeditionen nach Norden ins Binnenland gewaltsam ausgeweitet wurde. Das damalige Gebiet von „Deutsch-Togo“ wurde in Verträgen mit den benachbarten Kolonialmächten Frankreich (Benin) und England (Ghana) besiegelt.
Neben den Verwaltern der neuen Kolonialgebiete gab es insbesondere Missionare und eine polizeiliche Sicherheitstruppe, deren Führung aus Deutschen bestand, die ansonsten aber aus Einheimischen rekrutiert wurde. Es gab keine deutschen Siedler. Das Ziel der Kolonie Togo war rein wirtschaftlicher Natur. Ausgeführt wurde vor allem Baumwolle, Palmöl, Kautschuk, Mais aber auch Kakao, Kaffee und Elfenbein. Dazu wurden die einheimischen Bewohner:innen zu Zwangsarbeit verpflichtet, die häufig mit Gewalt (Prügelstrafe) durchgesetzt wurde.
Baumwolle, Kautschuk, Kaffee für den Export
Um Erträge zu steigern, wurde auf einen Baumwollanbau nach den Erkenntnissen der Plantagen in den US-Südstaaten gesetzt. Die Kleinbäuer:innen in Togo, die bisher von einem Mischanbau zur Sicherung ihrer Ernährung lebten, sollten nun ausschließlich Baumwolle für den Export anbauen. Dadurch veränderte sich nicht nur die Ernährungsgrundlage sondern auch die Sozialstruktur in den Dörfern. Denn das Kolonialmodell ging von männlichen Feldarbeitern aus, während die Landwirtschaft zuvor in den Händen der Frauen lag.
Die Unterdrückung der Bevölkerung war sehr gewaltsam. Das zeigen auch die zahlreichen dokumentierten Widerstandsaktionen verschiedener Gemeinschaften, die brutal niederschlagen wurden. Opfer der kolonialen Gewalt wurden auch die Frauen und Mädchen, die durch die fast ausschließlich männlichen Kolonialvertreter zahlreich sexuell ausgebeutet und vergewaltigt wurden.
Das Togo als „Musterkolonie“ bezeichnet wurde, lag an dem relativen wirtschaftlichen Erfolg durch die Ausbeutung von Rohstoffen und Menschen. Um die Rohstoffe zu exportieren, wurden drei Eisenbahnlinien und ein Hafen gebaut. Die deutschen Missionare legten einen gewissen Wert auf Bildung und Gesundheit. So wurde der Unterricht auch in einheimischen Sprachen durchgeführt.
Deutsche und französische Kolonialverbrechen
In Togo wird Deutschland, allen kolonialen Gewalttaten zum Trotz, heute sogar eher positiv gesehen, als Erbauer von Infrastruktur oder wegen des Unterrichts in regionalen Sprachen. Danach kamen französischer Kolonialismus und die Diktaturen - da geraten die deutschen Gräueltaten im „Kaiserlich-Deutschen Schutzgebiet Togo“ in den Hintergrund. Das könnte sich aber im Zuge der Aufarbeitung des kolonialen Erbes, der aufkommenden Debatte über Reparationen und anderen aktuellen Veränderungen in Westafrika bald ändern.
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