Recht auf gehen, Recht auf Bleiben

Das Solidarische Welt-Themenheft zu (Binnen)Migration in Afrika, Indien und Brasilien
 

Migration ist in Deutschland stark mit grenzüberschreitender Süd-Nord-Migration assoziiert, insbesondere aus muslimischen und afrikanischen Ländern in die EU. Fakt ist aber, dass Binnenmigrationen und regionale Migrationen weit häufiger sind als interkontinentale Flucht- und Wanderungsbewegungen. Das gilt für Deutschland, wo aktuell zahlreiche ältere Menschen von der Stadt aufs Land migrieren. Und es gilt für Länder des globalen Südens und besonders das subsaharische Afrika, wo Binnen- und regionale Migrationen eine lange Tradition haben.

Solchen aktuellen Migrationsmustern gehen die Beiträge unseres Themenheftes nach. Für Afrika, für Indien und für Brasilien zeigen unsere Autor*innen, wie besonders benachteiligte Menschen infolge veränderter wirtschaftlicher und klimatischer Bedingungen ihre Existenzsicherung diversifizieren. Allein im subsaharischen Afrika gehören bereits 500 Millionen Menschen sogenannten translokalen Haushalten an, von denen mindestens ein Mitglied temporär an einem anderen Ort, meist in der Stadt, arbeitet. So kombinieren sie ländliche und städtische Einkünfte und minimieren ihre Risiken.

Auch wenn diese „Translokalisierung“ in Indien und Brasilien noch nicht so gut erforscht ist, zeigen unsere Beiträge doch, dass sie auch dort längst zur Normalität gehört.
Aber Normalität muss nicht unproblematisch sein und bei der Beschäftigung mit dem Recht auf Gehen sollte das Recht auf Bleiben nicht aus dem Blick geraten. Einige Beiträge des Heftes machen daher die Not explizit, aus der heraus viele Menschen migrieren. Und unsere projektbezogenen Beiträge benennen die Bedingungen, die geschaffen sein müssen, damit Menschen an ihren Orten bleiben und ein gutes Leben führen können.