Beka Saw Munduruku war 12 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Videokamera in die Hand nahm. Heute, im Alter von 21 Jahren, leitet sie zusammen mit zwei anderen jungen Frauen das audiovisuelle Kollektiv Daje Kapap Eypi.
Mit dem Kollektiv prangern die jungen Munduruku-Frauen die Invasion ihres Territoriums im Amazonas-Regenwald an und nutzen die Technologie im Kampf ihres Volkes für seine verfassungsgemäßen Rechte. Sie leben auf dem indigenen Territorium Sawré Muybu am Rande des Tapajos-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Pará.
"Wir haben angefangen, mit Filmen zu arbeiten, um Protagonisten unserer eigenen Geschichten zu werden", erklärt Beka. "Wir wollten unsere Realität aus unserer Perspektive darstellen, und zwar so, dass wir nicht immer von Journalisten aus dem Ausland abhängig sind.“
Heute besteht die Gruppe aus drei Frauen: Beka Saw, 21, Aldira Akai, 33, und Rilcelia Akay, 25 Jahre alt. Ausgestattet mit Kameras, Computern und Drohnen dokumentieren sie die Bedrohung des Waldes und halten den Kampf des Munduruku-Volkes um die Abgrenzung des Sawré-Muybu-Landes fest.
Solange das angestammte Gebiet der Munduruku nicht offiziell anerkannt ist, haben Invasoren wie Holzfäller, Landräuber und illegale Bergleute ein leichtes Spiel. Außerdem gibt es Pläne zum Bau von Wasserkraftwerken, in deren Stauseen Teile des Landes verschwinden könnten.
"Wir kämpfen für den Erhalt unserer Heimat im Amazonasgebiet. Wir kämpfen dafür, dass der Wald erhalten bleibt und helfen, den Klimawandel, unter dem wir heute leiden, abzuschwächen. Die Kamera ist eine Waffe, die wir heute in unseren Händen halten", sagt Aldira Akai, Mitbegründerin des Kollektivs.
Die Arbeit des Kollektivs richtet sich an zwei Zielgruppen und hat entsprechende Schwerpunkte: Für nicht-indigene Menschen sprechen sie über die Lage in ihrem Gebiet, über ihre Gesellschaft und den Widerstand der Munduruku gegen die aktuellen Bedrohungen. Für ihre eigenen Leute halten sie das tägliche Leben in den Dörfern, Feste und Zeremonien fest und dokumentieren so die eigene Kultur. Dokumentationen dieser Art werden in der Regel nicht nach außen getragen, um die heiligen Aspekte der Munduruku-Kultur zu bewahren.
Für die jungen Munduruku-Frauen, die den Dialog mit nicht-indigenen Gesellschaften suchen, sind Filme ein wichtiges Instrument der politischen Mobilisierung. Durch sie bauen sie Brücken zwischen verschiedenen Realitäten und gewinnen neue Verbündete für ihre Sache.
Das audiovisuelle Kollektiv hat auch dazu beigetragen, die weiblichen Protagonisten sichtbarer zu machen, die Rolle der Frauen zu stärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, von ihren Vorbildern zu lernen.
Erst kürzlich haben sie eine weitere Dokumentation fertiggestellt: den Film "Fight for Demarcation". Ihre Arbeit hat bereits junge Munduruku aus anderen Dörfern inspiriert. Die Frauen halfen bei der Gründung des Alto Tapajós Audiovisual Collective und boten Filmworkshops an, in denen sie das Filmen und Schneiden lehrten.
Die Berichterstattung über Invasionen ist oft riskant und bedroht ihre körperliche Unversehrtheit. Mit Ausdauer und großem Mut kämpfen sie weiter, um eine bessere Zukunft für ihr Volk und die gesamte Menschheit zu erreichen. "Wenn wir in diesen Abholzungsgebieten filmen, gehen wir viele Risiken ein. Wir verlassen unser Zuhause oft mit dem Gefühl der Angst vor dem, was passieren könnte", sagt Aldira. "Es ist schwierig, aber ich sage immer, dass mein Kampf nicht für mich selbst ist. Es geht um zukünftige Generationen, um unsere Kinder."
Luana Lila O. Polinesio
Luana Lila O. Polinesio ist eine Alumna der Alexander von Humboldt-Stiftung. In ihrem Projekt untersuchte sie dekoloniale Erfahrungen und innovative Lösungen, die im brasilianischen Amazonasgebiet unter der Leitung der lokalen Bevölkerung stattfinden.
Weitere Informationen finden Sie unter: @coletivodajekapapeypi
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