Westsahara: Frauen-​​​​​​​Leben in den Flüchtlingscamps

Wir haben zwei Frauen aus den Camps nach ihrem Alltag sowie den Rollenbildern in ihrer Gemeinschaft befragt. Außerdem wollten wir von ihnen wissen, wie sie die Zukunft der sahrauischen Frauen einschätzen

Fatma Brahim Sidi Mohamed, 44 Jahre:

„Ich habe einen Tagesablauf wie viele andere Frauen hier in den Camps, die sich um das Haus kümmern und gleichzeitig arbeiten. Ich stehe morgens sehr früh auf, um den Haushalt zu erledigen. Wenn ich an einem Tag Arbeit habe, gehe ich früh hin, den Rest des Tages habe ich dann für den Garten.

Ich habe nicht das Gefühl, dass sich mein Leben von dem anderer sahrauischer Frauen unterscheidet, denn die meisten haben einen ähnlichen Alltag. Wir haben häusliche Pflichten und manche von uns arbeiten einige Stunden in der Woche in der lokalen Verwaltung oder bei einer der NROs, die uns hier unterstützen. Es gibt auch Tätigkeiten im Bildungs- und Gesundheitssektor.

Für die meisten materiellen Dinge sind wir Frauen zuständig. Die Verantwortung für die Kindererziehung wird geteilt, ich habe selbst keine Kinder, aber ich sehe, dass die Menschen um mich herum diese Verantwortung auf die verschiedenen Familienmitglieder, die Mutter und den Vater und ihre beiden Familien, verteilen.

Was den Klimawandel betrifft, so haben wir das Gefühl, dass die Hitze in diesem Jahr besonders ist. Außerdem hat Corona die Preise auf dem Markt beeinflusst. Alles ist jetzt teurer - aber der Krieg in der Ukraine betrifft vor allem Europa.

Auch wir befinden uns im Kriegszustand und das hat psychologische Auswirkungen – die Spannung und die Tatsache, dass die Menschen jeden Tag damit rechnen, dass einer ihrer Verwandten, Freunde oder Nachbarn tot ist. Wir sind auch frustriert, dass die internationale Gemeinschaft nichts für uns tut. Niemand spricht über uns, niemand weiß über uns Bescheid.“

Safya Jatri Malaineen, 43 Jahre:

„Ich lebe in einer Großfamilie und bin Hausfrau. Ich erledige die meisten Aufgaben im Haushalt wie Kochen und Putzen. Von anderen sahrauischen Frauen hier in den Camps unterscheidet mich hauptsächlich, dass ich einen kleinen Familiengarten habe, um den ich mich kümmere. Das bringt eine schöne Abwechslung in meinen Alltag, der ansonsten seit Jahren gleich ist.

Bei uns entscheidet der Vater über alle finanziellen Angelegenheiten und die Erziehung der Kinder.

Die Situation der sahrauischen Frauen braucht viel Aufmerksamkeit. Sie sind ehrgeizig und zielorientiert, aber sie brauchen Unterstützung in Form von kleinen Heimgeschäften, mit denen sie sich selbst versorgen können.

Natürlich hat die globale Situation mit Kriegen, Pandemien und Klimawandel Auswirkungen auf uns, genau wie auf den Rest der Welt.“
 

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