Dalits – Die „unberührbaren“ Kastenlosen

76 Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens entscheidet die Herkunft noch immer darüber, welche Chancen ein:e Bewohner:in des Subkontinents im Laufe des Lebens haben wird. Menschen, die als Kastenlose oder als Indigene geboren werden, müssen damit rechnen, bis zu ihrem Tod am unteren Rand der Gesellschaft, in Armut und geringer Sicherheit zu existieren.

Früher wurden sie Unberührbare genannt

Die Gruppe der Dalits zählt heute 240 Millionen Inder, das sind 17 Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen sind zu Tätigkeiten verdammt, die „bessere“ Inder:innen höherer Kasten nicht ausführen würden. Müll sammeln, Rikscha fahren, Steine klopfen, Wäsche waschen, Leichen verbrennen und Fäkalien oder Tierkadaver beseitigen sind typische Dalitberufe.
Ihr Alltag unterliegt vielen Restriktionen, selbst der Zugang zu öffentlichen Wasserstellen, Tempeln oder Schulen wird ihnen vielerorts noch heute mit Gewalt verwehrt. Der Analphabetismus unter Dalits ist höher als in anderen Bevölkerungsgruppen, an Universitäten sind sie unterrepräsentiert und die Gewalt gegen ihre Gemeinschaften wächst, obwohl zahlreiche Gesetze sie eigentlich vor Greueltaten und Diskriminierung schützen sollen.
 

Förderprogramme und Quoten für Ausbildung und Arbeitsstellen

Dank staatlicher Förderprogramme und Quotensystemen für den Zugang zu Universitäten und staatlichen Jobs haben einige von ihnen immerhin den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft.
Wenige Dalits haben seit den 1980er Jahren sogar aufsehenerregende Karrieren gemacht und es bis zum indischen Staatspräsidenten gebracht wie zuletzt der Hindunationalist Ram Nath Kovind, der von 2017 bis 2022 amtierte. Die aus einer Gerbergemeinschaft stammende Kumari Mayawati,  war mehrfach, zuletzt 2007 bis 2012 Chief Ministerin des bevölkerungsreichsten Bundesstaats Indiens.

Fördermittel für die Dalits werden oft umgeleitet

Leider sind bis heute viel zu wenige Dalits in den Genuss staatlicher Förderprogramme gekommen, was auch darin liegt, dass diese nicht oder nur halbherzig umgesetzt werden. Immer wieder berichten indische Medien darüber, dass die Bundesstaaten sich nicht an ihre gesetzlichen Verpflichtungen halten. Eigentlich müssten sie dem Rahmen-Förderplan (Scheduled Castes Sub-Plan) zufolge in ihren Budgets Fördermittel entsprechend dem Anteil der Dalits an der Gesamtbevölkerung des Teilstaates ausweisen – oft liegen die eingeplanten Mittel deutlich darunter. Manchmal werden zugewiesene Mittel auch umgeleitet oder bleiben ungenutzt.

Gesetze gegen Diskriminierung und Gewalt

Auch die Strafgesetzte, die Dalits schützen sollen, werden nur unzureichend angewendet. In vielen Fällen bleibt die Polizei untätig, wenn Dalits angegriffen werden. Anzeigen von Dalits, die Opfer einer Gewalttat wurden, nimmt sie oft gar nicht erst entgegen. Gelegentlich wird sie sogar ihrerseits tätlich gegenüber Dalits, die es wagen, auf die Polizeiwache zu kommen.
Gesetze zum Schutz von Dalits und was sie bewirken​​​​​​​