"Laut gedacht": Nach der COP30

– „Business as usual“ bis zum Schluss?

Als die COP30 vor knapp zwei Wochen in Belém begann, schürten viele Medien Hoffnungen, dass dieses „Mega-Event“ der Klimapolitik vielleicht jetzt doch den lang ersehnten Durchbruch bringen würde. Weg von den fossilen, und endlich hin zu erneuerbaren Energien. Die brasilianische Großstadt Belém an der Amazonas-Mündung war als symbolträchtiger Austragungsort bewusst ausgewählt worden. Der überwältigende Amazonasregenwald und der eindrucksvolle Fluss würden schon dafür sorgen, dass sich die versammelten politischen Vertreter:innen endlich besinnen, und die für die Zukunft der Menschheit dringend notwendige Wende einleiten würden.

Fossile Interessen dominieren die Konferenz

Doch die Fossil-Länder Russland, Saudi-Arabien, Indien und China wurden von mehr als 1.600 angemeldeten Lobbyist:innen der internationalen Öl- und Gasindustrie sowie über 550 Lobbyist:innen von sogenannten „Carbon Capture“-Technologien unterstützt. Diese Technologien sollen CO₂ aus Abgasen absaugen und unterirdisch speichern. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass noch nicht einmal das Wort „fossil“ im Abschlussdokument auftauchte. Die USA – der größte Verschmutzer – waren gar nicht erst anwesend.

Die Lobbyist:innen saßen an den entscheidenden Tischen, und hatten Zugang zu den richtigen „Zonen“ der Konferenz. Ganz im Gegensatz zu den in den Medien ausführlich und gerne auch romantisierend-folkloristisch porträtierten indigenen Aktivist:innen. Diese versuchten hartnäckig, ihren Zorn und ihre Verzweiflung in den Konferenzort hineinzutragen.

Klimafinanzierung bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein

Gänzlich frei von jeder Scham feiern sich die Industriestaaten – darunter auch Deutschland und die übrigen EU-Staaten – nach der COP 30 nun dafür, dass sie den Staaten im Globalen Süden etwas mehr Geld versprachen als sonst üblich bei solchen Gelegenheiten. Zwar immer noch nur ein Bruchteil der benötigten Summen, aber die Zeiten sind ja schließlich hart.

Mit diesen versprochenen Geldern sollen nun die akutesten Folgen des Klimawandels bekämpft werden und die am stärksten betroffenen Staaten für kommende Katastrophen gerüstet werden. Ob diese Versprechen eingehalten werden, ist leider fraglich. Die Vergangenheit lässt nicht darauf schließen. Wenn bisher Gelder geflossen sind, dann handelte es sich größtenteils um Kredite. Dabei sind zahlreiche Staaten des Globalen Südens bereits jetzt hoffnungslos überschuldet. Beispielsweise muss der Senegal knapp 40% seines Staatshaushaltes für den sogenannten „Schuldendienst“ aufwenden.

COP31 in Antalya: Klimapolitik mit Meerblick

Und so wird die COP-Karawane weiterziehen, wie der Eurovision-Preis oder die Fußball-Weltmeisterschaft –  das nächste Mal nach Antalya in die Türkei, ein Lieblingsurlaubsziel für All-inclusive-Reisende. Dort wird sich Bundeskanzler Merz dann sicherlich wohler fühlen als in Belém. 

Heißt es jetzt also „business as usual“, bis die Klimakatastrophe irgendwann auch diejenigen erreicht, die sich bislang an ihr bereichern? Nachdem viele Millionen Menschen ihr Leben verloren haben und große Teile der Welt unbewohnbar geworden sind?

Laut bleiben: Gemeinsam und solidarisch gegen die Klimakatastrophe

Wenn eines bei dieser COP30 klar wurde, dann das: Die Rettung vor den schlimmsten Folgen der Klimakatastrophe kann nicht den Regierungen dieser Welt überlassen werden. Die COP30 war viel mehr als vorige Ausgaben davon geprägt, dass die Organisationen der Zivilgesellschaft sich nicht länger als Statisten der Mächtigen behandeln lassen möchten. Unter den Protestierenden in Belém waren auch viele Partner der ASW aktiv. Es liegt in unserer aller Hand, solche Bewegungen in Deutschland und weltweit nach Kräften zu unterstützen, damit diese Stimmen endlich unüberhörbar werden.

Fordern wir gemeinsam Verantwortungsbewusstsein und Solidarität – für eine Welt, in der niemand mit den Folgen des Klimawandels allein gelassen wird.

 

Meinungsartikel* von Christophe Mailliet

*Als Meinungsartikel gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der gesamten ASW wieder.