Senegal –

Die Schuldenlast bremst das progressive Projekt der neuen Regierung

Senegal steht 2025 vor einer ernsten finanziellen Belastung durch eine hohe Staatsverschuldung. Die offizielle Schuldenquote wird aktuell auf etwa 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt und zählt somit zu den höchsten in Afrika. Die in den letzten Jahren, teilweise von der Vorgängerregierung verschleierte Schuldenaufnahme, hat die öffentlichen Finanzen stark belastet.

Politische Erneuerung und wirtschaftlicher Neuanfang nach den Wahlen 2024

Die Wahl von Präsident Bassirou Diomaye Faye im März vergangenen Jahres brachte mit seiner „Vision 2050“ einen Bruch mit der alten politischen Ordnung, die von Klientelpolitik, ineffizienter Justiz und hoher Arbeitslosigkeit geprägt war. Insbesondere die Jugend, die mehrere Jahre im harten Kampf gegen das frühere Regime von Macky Sall engagiert war – ein Konflikt, der zum Tod von 80 jungen Menschen und zur Inhaftierung Tausender führte – wurde von Fayes Versprechen eines souveränen und gerechten Senegals überzeugt.

Das Regierungsprojekt von Diomaye zielt darauf ab, mit dem alten politischen System zu brechen, eine endogene Wirtschaft aufzubauen und territoriale Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Zudem plant die Regierung, alle Verträge mit multinationalen Konzernen im Rohstoffsektor neu zu verhandeln, um die nationalen Interessen besser zu schützen. Ein Kernpunkt der Kritik an der Vorgängerregierung war die Verschwendung der Öl- und Gasressourcen Senegals.

Schuldenlast als Bremse – Reformen unter Druck

Ein zentrales Hemmnis bleibt jedoch die von der Vorgängerregierung hinterlassene Schuldenlast. Offizielle Angaben des alten Regimes bezifferten die Verschuldung auf 73% des BIP, doch unabhängige Prüfungen und internationale Organisationen schätzen sie deutlich höher ein, zuletzt auf über 130%. Dieser enorme Schuldenberg führt dazu, dass fast drei Viertel des Staatshaushalts allein für den Schuldendienst aufgewendet werden – Mittel, die für wichtige soziale Bereiche fehlen. Dies gefährdet viele Reform- und Entwicklungsprojekte der neuen Regierung.

Der IWF (Internationaler Währungsfonds) hat sein Programm in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar sofort gestoppt. Ratingagenturen wie Moody's haben die Bonität Senegals auf B 3 herabgestuft, was bedeutet, dass das Land für Investoren ein hohes Risiko darstellt. Das Land befindet sich somit in einer tiefen Schuldenkrise und ist seinen internationalen Gläubigern ausgeliefert, die mehr als 68,3 % der Schulden halten.

 

 

Stabilisierung trotz Schuldenberg?

Vor diesem Hintergrund hat die Regierung einen Plan zur wirtschaftlichen und sozialen Erholung sowie eine nationale Schuldenstrategie vorgelegt, um die Lage zu stabilisieren und die sozialen Folgen zu mildern. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein neues Kreditprogramm. Die Regierung hat jedoch bereits klargestellt, dass sie vorgeschlagenen Umschuldungspläne des IWF nicht in der bisher geplanten Form akzeptieren will.

Insgesamt zeigt sich am Beispiel Senegals, wie eine hohe und undurchsichtige Verschuldung die politische und wirtschaftliche Erneuerung eines Landes stark erschweren kann. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, ob die Reformen des Präsidenten trotz der Schuldenlast realisiert werden können.

Boubacar Diop