Fluchtursachen und Solidarität am Beispiel Togo

28.06.2018 · 17:58 Uhr

Kürzlich kam das kleine westafrikanische Land Togo in den Fokus der deutschen Medien. Nicht deshalb, weil dort die aufbegehrende togolesische Zivilbevölkerung von der diktatorischen Regierung niedergehalten wird. Nein. Es ging um einen Geflüchteten aus Togo, der mit großem Polizeieinsatz nach Italien abgeschoben wurde, nachdem zuvor seine Abschiebung durch etwa 150 weitere Geflüchtete verhindert worden war.

Togo ist eine ehemalige deutsche Kolonie, die seit fast 50 Jahren von einer Familiendiktatur beherrscht wird, Korruption und Repression stehen auf der Tagesordnung. Togo ist eines der ärmsten Länder der Welt, mehr als 50 Prozent, im ländlichen Bereich sogar 80 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Togo ist auch offiziell kein sichereres Herkunftsland – trotzdem werden 90 Prozent der Anträge auf Asyl von Togolesen in Deutschland abgelehnt. 2017 waren das insgesamt gerade mal 390 Anträge!

 

Die Fluchtursachen in Togo haben einen Namen: Gnassingbé, so heißt die Familiendiktatur des Landes. Das sich diese so lange an der Macht hält, liegt auch an der freundschaftlichen Verbundenheit Europas, auch Deutschlands. Viel zu lange ist geschwiegen worden, wurde aus wirtschaftlichen Erwägungen das Regime gestützt. Um Fluchtursachen in Togo zu bekämpfen, könnte Deutschland als ehemalige Kolonialmacht hier eine besondere solidarische Verantwortung übernehmen – an der Seite derjenigen, die nach Europa fliehen mussten. Die 390 geflüchteten Togolesen des vergangenen Jahres wären dann die Botschafter zur Bekämpfung der Fluchtursachen. Denn sie wissen am besten, was passieren muss, damit die Menschen in Togo eine gewaltfreie und würdevolle Zukunft haben.