Ökologischer Fußabdruck in Indien

 

Am klimaverträglichsten leben die armen Landbewohner:innen

„Menschen, die wenig bis gar nichts für den Klimawandel können, sind diejenigen, die den größten Preis dafür zahlen. Ihre Häuser werden überflutet, ihre Ernten fallen aus“, sagte uns ein indischer Partner in einem Interview. „Wieder profitiert eine Handvoll Menschen auf Kosten vieler“.

Diese Vielen sind weltweit vor allem die marginalisierten Menschen in den ländlichen Regionen der Südhalbkugel, die von bescheidenen Erträgen ihrer meist kleinen Agrarflächen oder von Saisonarbeit leben. Diese Menschen sind kaum motorisiert, sie reisen nicht, beheizen oder kühlen keine Wohnungen und verbrauchen kaum externe Ressourcen.

Zu ihnen zählen auch mindestens 700 Millionen Inderinnen und Inder, also rund 50 Prozent der 1,4 Milliarden Bevölkerung. Aufgrund der im Klimawandel zunehmenden Dürren, Zyklone und ungewöhnlichen Monsunregenfällen können etliche Haushalte nicht einmal mehr von der Landwirtschaft überleben. 

 

Die großen Klima-Schurken dieser Welt

Zugleich ist die Wirtschaftsnation Indien einer der drei größten CO2-Emittenten der Welt. Mit einem jährlichen Ausstoß von 2,83 Mrd Tonnen CO2 nimmt Indien gleich nach China (11,4 Mrd) und den USA (5,06 Mrd) den dritten Platz auf der „Weltrangliste“ der Klima-Sünder ein. Im Vergleich dazu schneiden andere Projektländer der ASW wie Senegal und Burkina Faso, die allerdings auch deutlich kleiner sind, mit 12 Mio bzw 6 Mio Tonnen sehr bescheiden ab. (Die aktuellsten verfügbaren Zahlen sind von 2022; Quelle: ourworldindata.com)

 

Der ökologische Fußabdruck pro Kopf – taugen 1,4 Milliarden Inder:innen als Vorbild?

Wie ungerecht es auf unserer Welt zugeht, zeigt allerdings erst der Blick auf den ökologischen Fußabdruck der einzelnen Menschen in den Ländern. Während eine US-Amerikaner:in mit ihrem Lebensstil pro Jahr 14,9 Tonnen CO2 zu verantworten hat und ein Deutsche:r 8 Tonnen, trägt eine Senegales:in nur 0,7 Tonnen bei und eine Bürger:in Burkina Fasos nur 0,3 Tonnen.

Und die Inder:innen? Sie liegen im Durchschnitt auch nur bei 2 Tonnen, also ungefähr bei den zwei Tonnen Kohlendioxid jährlich pro Kopf, die wir – z.B. laut einer Richtschnur von Greenpeace – nicht überschreiten dürfen, wenn wir unsere Welt auch für kommende Generationen erhalten wollen.

 

Die arme Hälfte der Gesellschaft drückt den Pro-Kopf-Ausstoß

Was heißt das für die Frage nach der Gerechtigkeit? Es heißt das, dass die Menschen der EU und der USA erst einmal ihren eigenen CO2-Ausstoß auf etwa ein Fünftel herunterfahren müssen, bevor sie mit dem Finger auf den Klimasünder Indien zeigen.

Und zum zweiten deuten die Zahlen auf ein massives Gefälle in der indischen Gesellschaft bezüglich der Konsumstile und der Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung hin. Von den rund 500 Millionen Inder:innen, die einen modernen westlichen Lebensstil mit Auto, Reisen und exzessivem Konsum pflegen, werden die meisten pro Kopf kaum weniger CO2 zu verantworten haben als eine Europäer:in. 

Es müssen also die 700 Millionen armen und ländlichen Menschen des Subkontinents sein, die der Gesamtnation Indien diesen vorteilhaften Pro-Kopf CO2-Fußabdruck bescheren.
Also genau jene, die unter dem Klimawandel am meisten leiden. Vor diesen sollten wir Europäer:innen uns eher verneigen, als bei ihnen "Überbevölkerung" zu dignostizieren. 

Aktualisiert am 29.01.2024

Zahlen zu CO2-Profilen aus ourworldindata.org

 

 

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