Togo ist ein autokratisch regiertes westafrikanisches Land mit großer sozialer Ungleichheit und ausgeprägter Armut vor allem in den ländlichen Gebieten. Die Urbanisierung liegt bei ca 45 Prozent. Erst unter deutscher, anschließend unter französischer Herrschaft war auch Togo Teil des westeuropäischen Kolonialsystems in Afrika. Togos Außenwirtschaft folgt noch heute kolonialen Mustern, in dem vor allem unverarbeitete Rohstoffe wie Baumwolle, Palmöl, Kaffee und Kakao exportiert werden.
Togo war erst deutsche, dann französische Kolonie
Familiendiktatur und Demokratisierung
Armut besonders in ländlichen Regionen
1960 erlangte Togo die Unabhängigkeit. Danach stand Togo knapp 40 Jahre lang unter der militärdiktatorischen Führung von Gnassingbé Eyadéma. Politische Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen waren an der Tagesordnung. Nach EyadémasTod wurde sein Sohn Faure Gnassingbé von der Armee zum Präsidenten ernannt. Die Afrikanische Union sprach von einem Militärputsch.
Demokratische Wahlen, zuerst 2005, sollten Faure Gnassingbés Machtanspruch legitimieren. Doch Togos Opposition zweifelt die Rechtmäßigkeit aller Wahlen seit 2005 an und kämpft mutig für die Menschenrechte und gegen die Kriminalisierung von Presse und Opposition
Die Entwicklung der Menschenrechtslage in Togo
Die Arbeit der Bürgerfront für ein aufrechtes Togo
Im März 2024 überrumpelte Faure Gnassingbé die Togoer:innen mit einem „institutionellen Putsch“ und veränderte Togo per neuer Verfassung von einem Präsidialsystem zu einem parlamentarischen System. Präsident Gnassingbé, dessen Amtszeit in der alten Verfassung von 1992 limitiert war, kann so als Ministerpräsident seine Macht fortschreiben. Tatsächlich wurde seine Partei bei den verspäteten Wahlen am 29. April 2024 mit klarer Mehrheit gewählt.
Unsere togoischen Partner sprechen von unsauberen Wahlen und verweisen auf eine völlig ungerechte Wahlkreiseinteilung zugunsten von Regionen, wo Faure Gnassingbé seine Machtbasis hat. Das System der strategischen Wahlkreiseinteilung
Bis heute leiden viele Togoles:innen unter den Nachwirkungen der Kolonialzeit und der sich anschließenden Diktatur. Die niedrige Wachstumsrate des Landes kommt nur den städtischen Gebieten zugute, insbesondere der Hauptstadt Lomé, wo die Armutsrate bei 22,2% liegt. Die ländlichen Gebiete und besonders der Norden sind nach wie vor am stärksten von Armut betroffen. Aufs ganze Land bezogen leben 45 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze. Der Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen ist bei weitem nicht gewährleistet.
Knapp zwei Drittel der Togoles:innen arbeiten in der Landwirtschaft oder der Fischerei. Angebaut werden seit der Kolonialzeit die Exportprodukte Baumwolle, Kaffee und Kakao. Für den Eigenbedarf pflanzen die Kleinbäuer:innen vor allem Yams, Maniok, Mais, Hirse, Erdnüsse und Sorghum. Überschüsse verkaufen sie auf lokalen Märkten.
Allerdings konkurrieren die Bäuer:innen mit Importprodukten wie Weizen und Reis. Der Weizen wird besonders für das landesweit gegessene Weißbrot verwendet.
Interview mit einem ASW-Partner zur notwendigen Ernährungswende in Togo
Unser Projektpartner:innen von OPED und OADEL haben sich zum Ziel gesetzt, die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Togo nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Vor Ort können Frauen in den besonders von Armut und Hunger betroffenen Gebieten an Schulungen teilnehmen, die nachhaltige Methoden zum Anbau von Nutzpflanzen sowie Strategien zum Verkauf dieser vermitteln.
Wie Bäuerinnen zu Expertinnen nachhaltiger Landwirtschaft werden
Soja als Alternative zum Weizen
Das Land hat zudem große Phosphatvorkommen. Zu Dünger verarbeitet ist Phosphat ein wichtiges Produkt für die Landwirtschaft. Bisher wird es jedoch meist unverarbeitet exportiert und unterliegt den starken globalen Preisschwankungen. Um den Export zu einer stabileren Einkommensquelle zu machen, plant Togo die Verarbeitung des Phosphats vor Ort voranzutreiben. Dies wäre ein wichtiger Schritt für das Land, denn Togo ist stark verschuldet. Laut IWF wurden 2019 zwei Drittel des Staatshaushalts für die Schuldenbegleichung verwendet. Wie in vielen anderen Ländern, litt die Wirtschaft Togos unter der Corona Pandemie und ist stark von der Erhöhung der Weizenpreise infolge des Ukrainekriegs betroffen.
Togos Frauen leiden bis heute unter einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur. Zwar sind Männer und Frauen vor dem Gesetz gleichgestellt. So stehen Gewalt und Diskriminierung seit 2015 unter Strafe, trotzdem ist geschlechtsspezifische Gewalt in Togo noch weitverbreitet. Laut des Ministeriums für Frauen und Gender haben 63% der Mädchen im Alter von 9 bis 19 Jahren Gewalt erfahren. Hawa Saibou, Projektleiterin bei OPED, erklärt im Interview mit der ASW 2022, dass es auf der Ebene von Gesetzen, politischer Strategien sowie des Aufbaus von Institutionen klare Fortschritte gäbe, die das Engagement des togoischen Staates für die Stärkung der Frauen deutlich machen würden. So gibt es beispielsweise seit 2006 eine allgemeine Schulpflicht. Diese sorgte dafür, dass der Anteil an Mädchen die die Grundschule besuchen deutlich gestiegen ist.
Auch ein Gesetz, das das Vererben von Land an Frauen ermöglicht, wurde verabschiedet. Es ist ein wichtiger Schritt zu mehr Autonomie von Frauen. Auf Grund von mangelnder Aufklärung und rechtlicher Unterstützung profitieren in der Praxis jedoch kaum Frauen von der Reform.
Speziell in ländlicheren und den besonders armen nördlichen Regionen Togos ist die Situation der Frauen prekär. Meist sind die Frauen Analphabetinnen, kennen ihre Rechte nicht und werden auf ihre Rollen als Mütter und Hausfrauen beschränkt. Unsere Projektpartner:innen vom Frauennetzwerk REFED/S sowie der Club des femmes arbeiten daran, die Lage der Frauen zu verbessern.
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